Zwölf Spielfilme. Oder gar die ganze Staffel einer Serie. Endlich in Ruhe ein Buch am Stück lesen. Oder den längst überfälligen Schlaf nachholen. Man kann sich so einiges vornehmen, wenn man beim längsten Flug der Welt an Bord geht.

Fest steht: Der Airbus A350-900ULR (das Kürzel steht für Ultra Long Range) von Singapore Airlines wird bei diesem Testflug zur Zeitmaschine: Denn das Flugzeug wird dank Zeitverschiebung und Datumsgrenze zwar 17 Stunden in der Luft sein, aber nur fünf Stunden später in New York am frühen Morgen landen. Damit ist Flug SQ22 die derzeit längste Verbindung ohne Zwischenlandung.

Beim Take-off in Singapur ist es Mitternacht. Die planmäßige Flugdauer beträgt 18 Stunden und fünf Minuten. Die Maschine ist mit lediglich 67 Sitzen in der Businessclass und 94 in der Premium-Economy-Klasse bestuhlt. Wegen der späten Stunde bekommen einige eingenickte Passagiere gar nicht mehr mit, wie sich der mit vollen Tanks 280 Tonnen schwere Vogel in die Lüfte erhebt. Rund 6000 Kilo Treibstoff verbrennt der zweistrahlige Jet pro Stunde.

In der Premium-Economy-Klasse an Bord des Airbus A350-800ULR
In der Premium-Economy-Klasse an Bord des Airbus A350-800ULR © SINGAPORE AIRLINES
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Wen das Heulen der Turbinen nicht schon in den Schlaf gesungen hat, der genießt den umfangreichen Service. An Bord sind 13 Flugbegleiter und vier Piloten, davon zwei Kapitäne, die in Schichten arbeiten. Die die Ruhezeit der Crew zwischen den Schichten beträgt mindestens vier Stunden. Die Stewardessen und Stewards haben alle Hände voll zu tun, die bis zu 400 Liter Getränke (davon rund 100 Liter Wein und Champagner), die im Bauch des Flugzeugs lagern, an die Gäste auszuschenken. Nach acht Stunden wird in der Businessclass ein zweites Mal serviert oder man bestellt sich sein Menü „on demand“, in der Premium-Economy-Klasse wird dreimal aufgetischt.

Nach dem Essen wird das Licht in der Kabine gedimmt und die Glücklichen in der Businessclass strecken sich in ihrer kleinen Kabine aus, in der man den Sitznachbarn trotzdem schnarchen hört. Gut, dass das Internet an Bord tadellos funktioniert und das Unterhaltungsprogramm auf mehr als tausend Stunden aufgestockt wurde.

In der Business Class kann man sich ausstrecken
In der Business Class kann man sich ausstrecken © SINGAPORE AIRLINES

Die Flugroute von Singapur nach New York variiert je nach Wetter. Zuvor hatte der Pilot aus dem Cockpit noch durchgegeben, über Russland fliegen zu wollen, stattdessen führt uns das Routing jetzt vorbei an Japan und Alaska. Stellenweise gibt es dort nämlich bis zu zweihundert Stundenkilometer Rückenwind und die will man nützen. Andere Strecken führen über den Nordpol oder über vier Polarrouten Russlands. Über den Atlantik geht es fast ausschließlich am Retourflug von den USA in den südostasiatischen Stadtstaat.

Auch ohne den Genuss einer Businesskabine haben sich die meisten nach zehn Stunden bestmöglich auf ihren Sitzen zusammengerollt. Aber auch in der Holzklasse gilt: Die gegenwärtige Generation von Langstreckenflugzeugen wie der A350 demonstriert, wie angenehm man heute auch den längsten Flug der Welt überstehen kann. Geringer Kabinendruck und die wesentlich frischere Luft in diesem Flugzeug bedeuten einen Quantensprung für das Wohlbefinden.

Nach einem kurzen Schläfchen über Nordamerika setzt der A350 um 5 Uhr morgens auf die Minute pünktlich in Newark auf. Nach 16.501 Kilometern und knapp 17 Stunden in der Luft. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und nach acht Stunden Schlaf in zwei Etappen fühlt man sich fit für New York City.

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