Die langen Hosen werden einem von Direktorin Suzana Fajmut Štrucl schon am Telefon ans Herz gelegt. Draußen hat es weit über 30 Grad, wer ihren Rat dennoch beherzigt, schwitzt leise vor sich hin, während die Bikes auf den Anhänger verladen werden und die Gruppe in den Kleinbus steigt, um die wenigen Kilometer vom slowenischen Ort Glančnik nach Črna zum Eingang des alten Bergwerks zu fahren.

Auf der kurzen Fahrt bergan unterhält Guide Marko mit Geschichten und Sternstunden aus der Gegend. Wie alle Dixi Štrucl für verrückt gehalten haben, als er vor vielen Jahren die Idee hatte, mit einem Fahrrad durch einen durchlöcherten Berg zu fahren. Bis Dixi irgendwann einen Sachverständigen der Behörde erwischte, der meinte: Das wäre vielleicht theoretisch möglich. Das reichte ihm, um mit der Arbeit zu beginnen. Zwölf Jahre und unzählige Genehmigungen später konnte man die Tunnel, die einst die Bergarbeiter in den Fels schlugen, erstmals auf zwei Rädern erkunden.

Hier hört sich die Familienfreundlichkeit auf – der Black-Hole-Trail ist der zweite „Radweg“ durch die Petzen und schwarz bewertet
Hier hört sich die Familienfreundlichkeit auf – der Black-Hole-Trail ist der zweite „Radweg“ durch die Petzen und schwarz bewertet © Tomo Jesenicnik

Eine unterirdische Radtour

Der praktische Teil der Geschichte beginnt an einem eisernen Tor mit gekreuztem Schlägel und Eisen. Helm auf, Stirnlampe an, los geht’s. Zuerst wird das Rad allerdings ein Stück weit in die Dunkelheit geschoben. Das nette Plaudern nutzt Marko offensichtlich, um zu checken, ob jemand in den engen Bergwerksstollen klaustrophobisch werden könnte. Nachdem niemand in Panik ausgebrochen ist, kann die Reise in die Unterwelt beginnen. In den engen Tunneln ist es angenehm kühl, selbst nach zweieinhalb Stunden Tour nur etwas frisch, den langen Hosen sei Dank.

Unter den Rädern knirscht der Sand, rechts hält ein Rinnsal davon ab, Schlangenlinien zu fahren. Manchmal teilt sich der Weg. Auf eigene Faust abbiegen und schauen, wohin er einen führt, sei niemandem geraten, sagt Marko. 1000 Kilometer Stollen und 300 (versperrte) Ausgänge könnten die Petzen zu einem ewigen Verlies machen. Denn wenn die Stirnlampen aus sind und das letzte Handylicht erlischt, herrscht absolute Dunkelheit im Bauch der Petzen. An einem Kreuzungspunkt erzählt Marko deshalb auch von der wichtigsten Regel für die Bergarbeiter unter Tage: Niemand wird zurückgelassen! Denn wer damals plötzlich in der Dunkelheit stand, womöglich verletzt war, der konnte hier drin schnell seinen Verstand verlieren.

Die Gruben- arbeiter teilten den Berg in Bezirke mit klingenden Namen ein – sehr zur Freude von Helena (10)
Die Gruben- arbeiter teilten den Berg in Bezirke mit klingenden Namen ein – sehr zur Freude von Helena (10) © Markus Traussnig

Labyrinth der Stollen

Zuerst verlor man allerdings das Orientierungsgefühl, gefolgt vom Zeitgefühl. Bald hörte man in der Finsternis Schritte, wo keine waren, und nur das eigene Blut in den Ohren rauschte.

Vielleicht verdanken wir solchen Extremsituationen mancher Bergarbeiter die Legende von König Matjaž oder dem Bergmandl. Und noch etwas zeugt von der großen Sehnsucht der Menschen nach dem Licht: Die Bergarbeiter unterteilten die Petzen in ihrem Inneren in 23 Ebenen. „Diese Ebenen nannten sie Horizonte. Sie wählten wohl deshalb ein poetisches Wort, weil sie sich so sehr auf das Tageslicht freuten“, erzählt Marko. Er selbst holte jahrelang als Bergarbeiter das Erz aus der Petzen. Die Frage, welcher Beruf ihm besser gefällt, wird ihm übrigens jedes Mal gestellt. Er beantwortet sie trotzdem: Bergarbeiter sei er geworden, um seine Ruhe zu haben. Dass er nun umringt von Leuten in der Grube stehen würde, sei doch ein etwas anderes Jobprofil.

Das Licht am Ende des Tunnels
Das Licht am Ende des Tunnels © Markus Traussnig

Zweieinhalb Stunden später haben Biker und Bergarbeiter das Licht am Ende des Tunnels und damit das Ende des Trails erreicht. Marko sperrt das Eisentor auf, der warme Sommertag umfängt die kleine Gruppe, ein Durchzählen ist nicht nötig. Noch einmal steigt man aufs Rad, dieses Mal geht es allerdings den Berg hinunter.

Und nun beginnt der gefährliche Teil der Tour: Wenn die Biker im Licht der Sonne den Weg auf der asphaltierten Bergstraße wieder hinunterbrettern. Die meisten Pflaster muss Marko also erst nach dem Stollenbiken verteilen.