"Buon bagno!“ Wer bitte wünscht einem hierzulande schon „Schönes Baden“? Am Strand von Parco Caravella in Sistiana ist es normal, dass einem die Liegestuhlnachbarn ebendies wünschen, sobald man die paar Stufen zur kleinen Kiesbucht hinunterklettert. Mit Strandschuhen, versteht sich. Denn zum Unterschied zu den flachen, sandigen Stränden von Grado, Lignano und Caorle ist der kurze Küstenabschnitt am Golf von Triest steil und steinig. Dafür ist das Meerwasser tiefblau, glasklar und durch die unterirdischen Quellen und den Karstfluss Timavo, der bei San Giovanni ins Meer mündet, kühl und sauber. Weiter draußen verraten Muschelbänke mit den begehrten Cozze und Pedoci die Wasserqualität.
Dennoch wird dieser rund 17 Kilometer lange Küstenabschnitt mit den Schlössern Duino im Westen und Miramare im Osten von Urlaubern links liegen gelassen. Die Touristenströme biegen 30 Kilometer vorher auf der Autobahn ab, um sich am heißen Adria-Sandstrand einzureihen. Einheimische aus Triest, Görz und Slowenien bevölkern hingegen das „mare nostrano“. Das ist vielleicht der Tatsache geschuldet, dass es hier kaum größere Touristenhotels, aber einen Campingplatz hoch auf den Klippen gibt. Direkt darunter im Schatten der imposanten Falesie stehen unsere Strandbetten – inklusive Meerblick und reizenden italienischen Nachbarn. Sie alle machen auch am Strand „bella figura“. Begeisterte Schwimmer sind die wenigsten, einige können es gar nicht. Sie stehen lieber in Grüppchen im bauchtiefen Wasser zusammen und unterhalten sich lautstark. So ist man bestens informiert, wo ein Restaurant geöffnet hat, wo man die besten Muscheln bekommt und welche Osmiza im Karst gerade offen ist.
Kulinarik am Strand
Schlag ein Uhr werden die mitgebrachten Kühlboxen geöffnet und auf kleinen Tischen weiße Tücher ausgebreitet. Darauf türmen sich Nudelsalate, Weißbrot, Prosciutto, in Scheiben geschnittener Braten und akkurat geschnipselte Melonen. Vino e aqua in feinen Gläsern sind selbstverständlich. Den Caffè holt man in kleinen Plastikbechern an der Bar. Wenn die Sonne ihre Kraft zurückfährt, wird eine Liege ausgebreitet, darum gruppieren sich mindestens vier Damen, um Karten zu spielen, während die Herren ein Schläfchen einlegen.
Wenn der knurrende Magen das kommende Abendessen anzeigt, machen sich alle Strandbesucher gleichzeitig auf den Weg. Die einen streben heim zur Mamma, die schon die Pasta vorbereitet hat, die anderen in eines der vielen netten Lokale der Umgebung. Mopedisti schlängeln sich todesmutig an der Autokolonne vorbei, einige machen sich zu Fuß auf den Weg nach oben. Sie alle kommen am nächsten Tag wieder, mit denselben Ritualen, derselben Freundlichkeit und der Lust an Sonne, Strand und Meer.
Elisabeth Tschernitz-Berger