Ein Leben für die Kunst: Bereits früh wurde Pablo Picasso als Meistermaler gefeiert. Immer wieder wird er als Wunderkind und Weltstar bezeichnet. Ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod sind seine Werke beliebter denn je: Von den zwölf teuersten Gemälden der Welt stammt fast die Hälfte aus seinem Atelier. Neben den Kunstmetropolen Paris und Barcelona feiert heuer anlässlich des heutigen 50. Todestags auch Münster das Vermächtnis des Genies.

Hier befindet sich nämlich das einzige Picasso-Museum Deutschlands. Mehr als 800 Grafiken, darunter das fast vollständige lithografische Werk des spanischen Künstlers, gehören zur umfangreichen Sammlung des Museums. Diese werden im Jubiläumsjahr gemeinsam mit Leihgaben aus anderen Ländern in wechselnden Ausstellungen gezeigt.

Auf zwei Stockwerken wird die Aufmerksamkeit ganz auf die Kunst gelenkt. Ohne Schnickschnack oder störende Inszenierung. Ganz nahe kann das Auge in die Werke eintauchen und jeden Bleistiftstrich von Picasso nachverfolgen. So viel Intimität zwischen Ausstellungsstück und Betrachter ist bei so bekannten Werken nur noch selten möglich.

Große Bühne für Kunst und Fahrräder

Aber Münster räumt der Kunst noch mehr Raum ein. Allein im Stadtzentrum gibt es 64 Skulpturen von internationalen Künstlern zu sehen. Manche davon verschmelzen fast unscheinbar mit ihrer Umgebung, wie die bunten Installationen von Tobias Rehberger rund um den Bahnhof. Manche andere hingegen sind nicht zu übersehen, wie die überdimensionalen Billardkugeln von Claes Oldenburg beim Aasee. In der vorbildlichen Fahrradstadt ist es leicht, von Kunstwerk zu Kunstwerk zu radeln. Die Münsteraner bezeichnen ihre Fahrräder gerne als „Leeze“.

Für eine erste Erkundungsausfahrt bietet sich die Promenade an, welche die Stadt wie ein grüner Kranz aus alten Bäumen umschließt. Angelegt wurde der autofreie, viereinhalb Kilometer lange „Highway“ entlang der ehemaligen Stadtbefestigung aus dem 18. Jahrhundert, von der nur mehr Zwinger und Buddenturm zu sehen sind.

Die Promenade führt direkt am künstlich angelegten Aasee und dem Schloss mit botanischem Garten vorbei. Zwei idyllische Orte für eine Verschnaufpause, bevor es ins LWL-Museum für Kunst und Kultur geht. Die moderne Architektur des Gebäudes bildet einen spannenden Kontrast zum historischen Teil der Altstadt. Werke vom Mittelalter bis heute werden auf rund 7500 Quadratmeter Ausstellungsfläche gezeigt.

Vom Mittelalter in die Moderne

Ein paar Schritte weiter verzaubern der Dom, das markante gotische Rathaus, der Prinzipalmarkt mit den Giebelhäusern und die St. Lamberti-Kirche mit der Türmerin Martje, die fast jeden Abend nach alter Tradition Ausschau nach Bränden hält und das Horn bläst. Dazwischen liegen kleine Geschäfte und nette Lokale zum Gustieren, ohne überfüllte Straßen oder langen Warteschlangen vor den Sehenswürdigkeiten, die Tatort-Fans durchaus bekannt vorkommen.

Im modernen Hafenviertel haben sich junge Freigeister angesiedelt, die sich liebend gerne am Nachmittag in den hippen Cafés und abends in den Klubs treffen. Als Warenumschlagplatz hat der Binnenhafen zwar an Bedeutung verloren, nicht aber als urbaner Kreativ-Hotspot. Ein alter Speicher wurde zum Theater, ein anderer zur Ausstellungsfläche, in der Künstler mit ihren Werken Fragen aufwerfen, anecken und nachdenklich stimmen. Vielleicht verändern sie den Blick auf die Welt, wie es einst Picasso mit seiner Kunst getan hat.