Das gotische Münster, Gassen, in denen sich Fachwerkhaus an Fachwerkhaus reiht - keine Frage, eine Fahrt in die elsässische Hauptstadt Straßburg ist eine Reise in die Zeit des Mittelalters und der Renaissance. Wer durch die Gassen streift, merkt jedoch schnell: die Stadt ist kein Freilichtmuseum. Dafür sorgen unter anderem 60.000 Studierende, die in Straßburg leben.

Praktisch: Der Nachtzug von Wien nach Paris hält auf der Fahrt in die französische Hauptstadt in Straßburg. Das empfiehlt sich auch im Herbst und in der Vorweihnachtszeit für einen Städtetrip und als Ausgangspunkt für unkomplizierte Ausflüge ins Umland. Ob Weinliebhaber, Kulturtourist oder Freizeitsportler - im Elsass kann sich jeder sein ganz persönliches Urlaubspuzzle zusammenstellen.

Sieben ausgewählte Tipps, die wir von einem Streifzug durch die Region mitgebracht haben:

1: Zug um Zug durchs Land

Wer mit dem Zug anreist, braucht nicht unbedingt ein Auto, um von Straßburg aus viele Höhepunkte der ostfranzösischen Grenzregion zu entdecken, die direkt an Deutschland und die Schweiz grenzt. Wer seinen Horizont über die Hauptstadt der Region hinaus erweitern möchte, kann das unkompliziert auf Schienen tun. In einer halben Stunde erreicht man mit dem Regionalzug Richtung Basel Colmar. Auch Sélestat und Mulhouse liegen auf dieser Strecke. Die Regionalzüge fahren vom Hauptbahnhof ab, wo man auch mit dem Nightjet von Wien ankommt.

2: Kunstschätze & Moderne Architektur

Ein Teil des Isenheimer Altars
Ein Teil des Isenheimer Altars © Andrea Rieger

Frisch restauriert lassen sich die Tafelbilder des weltberühmten Isenheimer Altars im Museum Unterlinden in Colmar bestaunen. Wer sich für Kunst an der Wende vom Mittelalter zur Renaissance begeistern kann, ist dort ebenso richtig wie Fans moderner Architektur. Das denkmalgeschützte Kloster mit dem Museum wurde vom international bekannten Architekturbüro Herzog & de Meuron unterirdisch mit dem ehemaligen städtischen Bad verbunden und um einen Neubau ergänzt. 2015 wurde das neue, vergrößerte Museum nach drei Jahren Umbauzeit wieder eröffnet. Wunderschön: Der offene, gotische Kreuzgang des Dominikanerinnenklosters, der einen grünen Innenhof umschließt.

3: Winstub: Deftiges auf dem Teller

Buschenschankfreunde werden auch in der Winstub glücklich
Buschenschankfreunde werden auch in der Winstub glücklich © Andrea Rieger

In der Fußgängerzone der Altstadt von Colmar reiht sich ein jahrhundertealtes Fachwerkhaus an das andere. Das an der Lauch gelegene Viertel "La Petite Venise" (Klein-Venedig) gilt dabei als die romantischste Ecke. An den Fotopoints herrscht zu Stoßzeiten entsprechendes Gewusel. Die Zeit, in ein traditionelles Lokal einzukehren, sollte man sich nehmen. Wie überall sind es nicht die herausgeputztesten Orte in der ersten Reihe, die man dafür am besten ansteuert. In der  Winstub Le Flory kommt Deftiges auf den Tisch - Seniorchef Jacques Geismar ist gelernter Fleischer. Den Eintopf Baeckeoffe oder Sauerkraut mit Zander lässt man sich hier ebenso schmecken wie ein Glas elsässischen Riesling oder Gewürztraminer.

4: Dorfschönheiten an der Weinstraße

© Andrea Rieger

Auch im Elsass bietet sich der Herbst für ein Ausflug zur Weinstraße ganz besonders an. Die schlängelt sich 170 Kilometer durch die französische Grenzregion und punktet mit zahlreichen Dorfschönheiten. Eguisheim, Riquewihr, Turckheim & Co bezaubern mit Mittelalterflair. Bei der Wahl zum schönsten Dorf Frankreichs sind die Orte der Region stets im Finale zu finden, ein Geheimtipp sind sie deshalb nicht.

Anders als die Weinberge der Südsteiermark steigen die Weingärten sanft an. Das macht auch für die nicht ganz so Sportlichen den Radweg interessant, der größtenteils auf einer eigenen Trasse die Weinstraße entlang führt. Er ist Teil des länderübergreifenden Eurovelo 15. Von April bis Ende Oktober eine Alternative für die Gemütlichen: Der Hop-on-hop-off Bus Kut'zig, der von Colmar aus eine Reihe von Dörfern anfährt.

5: Vorweihnachtsflair in der Humanistenstadt

Im Brotmuseum in Sélestat
Im Brotmuseum in Sélestat © Andrea Rieger

Das Städtchen Sélestat ist für seine Bibliothèque Humaniste bekannt. Alte Klosterhandschriften und Schätze aus der Frühzeit des Buchdrucks sind dort im vor drei Jahren neu gestalteten und ausgebauten Museum zu sehen. Wem das zu hochgeistig ist, der besucht das kleine Brotmuseum gegenüber. Auf drei Stockwerken bringt eine kurzweilige Schau den Besuchern die Geschichte des Brotes, das Bäckerhandwerk und Zunftwesen näher. Den Ausbau der Bibliothek nahm die Stadt zum Anlass auch den kleinen Platz zwischen den beiden Museen neu zu gestalten.

Heute trifft man sich dort zum Kaffee. Ideal für einen Kurzausflug nach Sélestat rund um die Weihnachtszeit: Kekse, hier Bredele" genannt, in allen Formen und Geschmacksrichtungen zählen zu den lokalen Spezialitäten. Die Stadt versteht sich außerdem als Wiege des Weihnachtsbaums. Vor 500 Jahren wurde dort der erste auf einem öffentlichen Platz aufgestellt. Dokumentiert wurde das in einem Schriftstück, das in der Humanistenbibliothek zu sehen ist. In der Sankt-Georgs-Kirche hat die Ausstellung von historischem und modernem Christbaumschmuck Tradition. Nicht nur in Sélestat, auch in vielen anderen Städten und Dörfern der Region finden stimmungsvolle Weihnachtsmärkte statt.

6: Keine Elsass-Reise ohne Flammkuchen

© Andrea Rieger

Flammkuchen ist ein Klassiker unter den elsässischen Gerichten, das man unbedingt vor Ort probieren sollte, auch wenn es aus Österreich kennt. Wir haben uns im rustikalen Landgasthaus À la Couronne in Schwerwiller an der Weinstraße durch die verschiedenen Varianten gekostet. Ob mir Speck und Zwiebeln, Champignons oder Äpfeln und Zimt - die knusprigen Fladen sind ein geselliges Vergnügen. Serviert werden sie auf einem  Holzbrett, als Tischgesellschaft teilt man sich die Flammkuchen. Ist der Flammkuchen verputzt, wird die nächste Runde serviert, bis man letztendlich bei der Desservariante angelangt ist. 

7: Fernblick am Odilienberg

Am Odilienberg
Am Odilienberg © Andrea Rieger

45 Autominuten vom Straßburger Zentrum findet man am Odilienberg den bedeutendsten Wallfahrtsort im Elsass. Man muss nicht unbedingt gläubig sein, um die mittelalterliche Klosteranlage auf dem 753 Meter hohen Bergrücken toll zu finden. Von den Aussichtsterrassen eröffnet sich ein unglaublicher Blick ins Tal und auf die Ausläufer der Vogesen. Vom Parkplatz unterhalb des Klosters führen Rundwege entlang eines jahrhundertealten Walls aus großen Steinblöcken nach oben. Zu Fuß entgeht man ein wenig dem Trubel bei der Auf- und Abfahrt zu dem beliebten Ausflugsziel. Aus diesem Grund empfehlen sich auch die Tagesrandzeiten für einen Besuch am Odilienberg besonders.