Die nackten Zahlen klingen fast ein wenig furchteinflößend. 20 Tagesetappen mit insgesamt 285 Kilometern, die vom kärntnerischen Thörl-Maglern bis ins steirische Mühlen 17.700 Höhenmeter überwinden: Das ist der Panoramaweg Südalpen, der aber gar nicht fürchterlich ist. Zum einen muss man ja nicht alle 20 Etappen am Stück machen, und zum anderen halten sich die technischen Schwierigkeiten in Grenzen. Ein gerüttelt Maß an Kondition und Bergerfahrung sollte man allerdings schon mitbringen. Und wird’s wirklich einmal zu schwer, wie etwa auf den Teilstücken durch die Karawanken, kann man die eine oder andere Etappe auch überspringen.

20 Wegstücke gibt es noch nicht so lange. Erst heuer kamen vier Etappen dazu, die von West nach Ost durchs südliche Kärnten, genauer gesagt durch die Region Villach-Faaker See-Ossiacher See, die Carnica-Rosental-Region und das angrenzende Slowenien führen.

Kulinarische Grenzgänge

Grenzüberschreitungen gehören gewissermaßen zum Alltag am Panoramaweg Südalpen. Das macht sich auch auf den Tellern der Schutzhütten und Gasthäuser, slowenisch Gostilne, bemerkbar. Vom Reindling und den Kasnudeln zu Palacinke und Njoki (ja, beides kennt man auch bei uns). Und wer die beliebten Struklji kostet, wird stark an Topfenstrudel, wenngleich an gekochten, erinnert.

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Abseits der eigentlichen Wege liegen für den gemütlicheren Urlauber respektive bei Schlechtwetter zahlreiche lohnenswerte Ziele. So markiert das Ende der ersten Etappe der Wurzenpass. Und an der Wurzenpass-Bundesstraße, zweieinhalb Kilometer von der slowenischen Grenze entfernt, wartet ein Stück in den nahen Wald hinein mit dem Bunkermuseum ein militärhistorisches Kleinod. Es ist das Lebenswerk von Oberst Andreas Scherer. Der promovierte Historiker war der letzte Miliz-Kompaniekommandant der Sperranlage, die 1998 aufgelöst wurde. Neben den sieben Bunkern werden dort seit 2005 diverse Waffensysteme und Militärfahrzeuge gezeigt, und die Besucher dürfen auch ein Stück im Schützenpanzer mitfahren – Kanonengulasch inklusive.

Gut beschildert geht es über den Panoramaweg Südalpen
Gut beschildert geht es über den Panoramaweg Südalpen © Franz Gerdl/Carnica-Region Rosental

Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n? Nun, dazu muss man nicht in Johann Wolfgang Goethes Sehnsuchtsland Italien fahren, der Faaker See tut’s auch. In Michael Cerons Zitrusgarten am Blumenweg in Faak am See gedeihen sage und schreibe 283 Zitronensorten – von Buddhas Hand, der Diva unter den Zitrusfrüchten, bis zur Meyer-Zitrone, einer natürlichen Kreuzung aus Zitrone und Orange oder Mandarine. Seit 24 Jahren beschäftigt sich Ceron mit Zitrusfrüchten, ein Besuch in der Toskana hat ihn dazu angeregt. Kein Wunder, dass er Haubenköche in Österreich und Deutschland mit seinen Bio-Produkten beliefert, und der steirische Schokoladenkönig Zotter produziert ausschließlich für den Kärntner Zitronenkönig eigene Pralinen.

Apropos Faaker See: Einen wunderschönen Blick auf das blaue Wasser mit seiner charakteristischen Insel genießt man am Ende der zweiten Etappe des Panoramawegs Südalpen von der Baumgartnerhöhe oberhalb der Burgruine Finkenstein. Und wer sich weniger nach genussreicher Aussicht als nach genussreicher Mountainbiketour sehnt, wird auf der Baumgartnerhöhe ebenfalls fündig, zum Beispiel auf dem Flowgartner Trail, der sich für Einsteiger ebenso empfiehlt wie für fortgeschrittene Biker. Und nach eine Klettertour am Kanzianiberg kann man im Sommer der Kultur in der Finkenstein-Arena frönen.

Ein klein wenig abseits des Panoramawegs liegt die weithin bekannte Tscheppaschlucht. Südlich von Ferlach geht’s los, über Steige, Leitern und Brücken führt der familienfreundliche Weg mit Wendeltreppe und Hängebrücke zum imposanten, 26 Meter hohen Tschauko-Wasserfall. Einer der Endpunkte der Wanderung durch die Tscheppaschlucht ist das Bodental mit seiner fantastischen Märchenwiese und dem smaragdgrünen Meerauge, einem Relikt der letzten Eiszeit.

Zurück über die Grenze nach Slowenien: Auch dort warten auf den Besucher zahlreiche – nicht nur kulinarische – Genüsse. So können alle Bergbegeisterten im Alpinmuseum in Mojstrana östlich des Wintersportzentrums Kranjska Gora eine virtuelle Wanderung auf die Gipfel der slowenischen Berge unternehmen – und wenn ein Gewitter aufzieht, bleibt nur die Flucht ins Biwak – oder die Weiterfahrt nach Trzic, der Wiege des slowenischen Skisports. Die 15.000-Einwohner-Stadt beherbergt das slowenische Skimuseum, wo die Trzicer Stars wie Bojan Krizaj, Andrej Jerman oder Zan Kosir grüßen lassen. Und ist der Bergschuh auf dem Panoramaweg Südalpen löchrig gelaufen: In Matej Slapars Start-up-Unternehmen Proalp, das auch in Klagenfurt eine Filiale hat, gibt es Nachschub.

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