Nicht „irgendwaun" bleib ich dann durt, sondern morgen schon. Natürlich wird das wieder nicht passieren, aber allein die Vorstellung ist wohltuend. Nicht vom legendären STS-Griechenland ist hier die Rede, sondern vom dalmatinischen Brac, denn auch diese Insel ist wie ein Steinbäcker-Song: uneitel und herzerwärmend; unaufgeregt, aber aufregend schön.

Brac also. Die größte Insel Dalmatiens und drittgrößte der Adria ist ein grandioses Paradoxon: touristisch auf der Höhe der Zeit, aber dennoch irgendwie aus der Zeit gefallen. Brac ist freilich längst keine unentdeckte Schönheit mehr, aber die viel umworbene Braut hat sich noch eine bezaubernde Unschuld bewahrt. Der Tourismus geht sanft mit ihr um, keine Hotelgeschwüre, keine lärmenden Partymeilen, viel ehrliches Sein statt trügerischen Scheins.

Noch ein Paradoxon: Brac hat nicht allzu viel zu bieten, aber gerade das ist das große Plus der Insel. Archaisch anmutende Steinmauern und mittendrin die Überreste von kegelförmigen Hütten durchfurchen die Landschaft. Die meisten Dörfer dösen auch während der Hochsaison gemächlich vor sich hin. Die Menschen hier sind freundlich, aber sie verbiegen sich für niemanden.

Der berühmte weiße Marmor, der auf Brac abgebaut und in der berühmten Steinmetzschule bearbeitet wird, findet sich unter anderem im Weißen Haus in Washington und im Wiener Parlament. In Skrip, dem ältesten Ort der Insel, fungieren Hausfrauen als Fremdenführerinnen und kredenzen Wein zum Hiertrinken und Olivenöl zum Mitnehmen. Überhaupt, das Öl! Es stammt von jenen knorrigen Bäumen, die seit einer Ewigkeit und einem Tag auf der Insel wurzeln und zählt natürlich – sagen nicht nur die Einheimischen! – zum Besten der Welt. 



So unaffektiert die Insel ist, auch sie hat einen Hotspot. Er heißt „Zlatni Rat“. Dieses weithin bekannte „Goldene Horn“ sticht mit malerischer Anmut ins unverschämt türkisblaue Meer und schafft dadurch die natürlichen Voraussetzungen für einen Kieselstrand, der als schönster Kroatiens gilt – auch das behaupten nicht nur die Einheimischen. Aber auch hier: Betriebsamkeit, aber kein Adria-Disneyland. Einige Hupfburgen, ein wenig Wassersport, einige Bars am Strand. Das muss reichen, das reicht auch.

Die Flaniermeile hier ist natürlich marmoriert. In der Mitte das Bretanide-Resort, stimmig konzipiert wie ein dalmatinisches Dorf; rechts davon, nur einen Steinwurf entfernt, das Goldene Horn. Und linker Hand, rund 15 Gehminuten entfernt, das Städtchen Bol.

Ach, mein Bol! Vor allem frühmorgens sollte man in diesen Ort streunen, der noch weitgehend dem Idyll eines Fischerdorfes gerecht wird. Apropos streunen: Damit er nicht zu weit hatschen muss, hat man dem Kaiser Franz Joseph in Bol sogar eine eigene Stiege gebaut. Und bei Kaiserwetter kann man dann im Hafencafé sitzen, die Fischer mit ihren knarrenden Booten und knurrenden Hunden beobachten und beschließen, dass man irgendwann einmal hierbleibt. Nicht morgen, aber vielleicht übermorgen.

Mehr zum Thema