"Traa dy liooar", murmelt der alte Mann in seinen zerzausten weißen Bart. Klingt wie ein Mantra. Es ist Manx, die alte Inselsprache, und bedeutet "genug Zeit". Und es ist tatsächlich so etwas wie ein Mantra - für die gestressten Besucher vom Festland. Für die Einheimischen Lebensphilosophie. "Traa dy liooar", sagt er noch einmal und schmunzelt, als wir zügig an ihm vorbeiwandern. Insulaner erkennen frisch angekommene Touristen sofort am schnellen Schritt. Man könnte ja etwas von der Schönheit der Insel versäumen.

Das Laxey Wheel ist das größte Wasserrad Europas
Das Laxey Wheel ist das größte Wasserrad Europas © KK

Als sanften Einstieg am ersten Urlaubstag auf der Isle of Man, dieser winzigen Insel in der Irischen See, haben wir uns eine leichte Wandertour im Südwesten ausgesucht. Vom malerischen Küstenstädtchen Port St. Mary mit seinem Sandstrand und Jachthafen wandern wir auf alten Pfaden am Meer entlang Richtung Spanish Head, dem Südwestzipfel der Insel.

Unsere Wanderkarte führt uns durch unberührte Landschaft, vorbei an einsamen Stränden und Buchten, über mit gelben, blauen und rosaroten Blüten übersäte Hügel. Immer begleitet von Möwen und anderen Seevögeln. Mit der Zeit werden unsere Schritte gemächlicher. Und schließlich landen wir auf halber Strecke am Südwestzipfel bei der vorgelagerten Insel Calf of Man, wo man Kegelrobben und Seehunde beim Sonnenbad beobachten kann. Aber Achtung: Zumindest eine Brise weht auf dem Eiland immer.

Die bewegte Insel-Historie im Manx Museum und House of Manannan nacherleben, Bewohner wie die vierhörnigen Schafe im National Folk Museum treffen
Die bewegte Insel-Historie im Manx Museum und House of Manannan nacherleben, Bewohner wie die vierhörnigen Schafe im National Folk Museum treffen © (c) © 2011 Manx National Heritage

Es ist ein schmaler Pfad zwischen einer Steinmauer und einem Zaun entlang eines Felshangs und einer alten Hausmauer, auf dem wir den Hafen von Port Erin erreichen. Nach viereinhalb Stunden und 12,4 Kilometern. Um unsere müden Beine zu schonen, entscheiden wir uns für ein öffentliches Verkehrsmittel. Inzwischen verwundert es uns auch nicht mehr, dass es sich dabei um einen 141 Jahre alten Dampfzug handelt, der uns nach Douglas zurückschaukelt, wo ein kuscheliges Hotelbett auf uns wartet.

"Morgen nehmen wir vielleicht den Doppeldeckerbus", schlägt meine Wanderbegleitung vor. Der Blick aus dem Fenster lässt meine Gedanken schweifen, eine Rosamunde-Pilcher-Landschaft zieht an uns vorbei.

Die „Raad ny Foillan“-Tour ist eine anspruchsvolle Wanderroute für Sportliche, die rund 153 Kilometer die Küste entlang einmal rund um die Insel führt
Die „Raad ny Foillan“-Tour ist eine anspruchsvolle Wanderroute für Sportliche, die rund 153 Kilometer die Küste entlang einmal rund um die Insel führt © KK

Was sagte Tourismusleiterin Angela Byrne vor der Reise zu mir? Die Isle of Man kann mehr als nur TT (Anm., Tourist Trophy, das gefährlichste Motorradrennen der Welt). "Unsere Insel ist berühmt für ihre abwechslungsreichen Landschaften auf kleinstem Raum." Da hat sie nicht zu viel versprochen. Und während Schafe auf saftigen Weiden langsam an mir vorbeiziehen, fallen mir die Augen zu.

Je länger der Urlaub dauert, desto entspannter werden unsere Wanderschritte. Dabei bietet die Insel noch so vieles, das entdeckt werden will: eine Brücke, bei deren Überquerung man unbedingt die Feen grüßen muss, um sie gütlich zu stimmen, vierhörnige Schafe, das größte Wasserrad Europas, ein Museum zur Insel-Historie, Geisterwanderungen . . .

Aber "traa dy liooar" sagen wir uns. Wir haben genug Zeit.