Warum in Levi seit 2004 die Slalomsaison des Skiweltcups startet? Selbst alteingesessene Einwohner fragen sich das Saison für Saison. „Es ist wie ein Wunder!“ Aber den Außenstehenden, den wundert es nicht. Hier, im in eine dicke Schneedecke gehüllte Winterwunderland nördlich des Polarkreises, fühlt man sich sofort wärmstens willkommen geheißen. Hier erfüllt einen die Natur Lapplands mit unbändiger Energie. Hier saugt man eiskalte, aber die sauberste Luft der bevölkerten Welt tief in die Lunge.
Ein Grund, der in diesem Zusammenhang nicht ganz von der Hand zu weisen ist, heißt Sirkka Levi und ist das größte Skigebiet Finnlands. Dessen Herz schlägt im sogenannten „Zero Point“, wo man Tickets kaufen und Touren buchen kann. Und wo man sich in der vorgegebenen Zeit von drei bis fünf Minuten in einem Skiverleih, der selbst den gelernten Alpenländer staunen lässt, für die 43 Pisten und 230 Kilometer Loipen ausstaffieren lässt.
Dort staunt man abermals nicht schlecht. Zwar ist hauptsaisonmäßig viel los, aber es gibt kein Gedränge auf den Pisten und kein Anstellen an den Liftstationen. Irgendwie ist in Levi alles einen Tick entschleunigter, gemütlicher. Die sanften Hügel verleiten zum Gleiten, nicht zum Rasen. Und wer keine Lust hat, sich Bretteln anzuschnallen, der genießt die märchenhaft weiß gewandete Landschaft bei Motor- oder Huskyschlittenfahrten, Touren mit Fatbikes oder Eislochangeln, Schneeschuh- oder Rentierwanderungen.
Eines der Rentiere muss Ferdinand sein. Rund 12.000 Rentiere sollen rund um Kittilä leben, eines davon hat Marcel Hirscher symbolisch bei seinem Slalomsieg in Levi 2016 gewonnen. Die einzige domestizierte Hirschart der Welt ist hier auch heute noch ein allgegenwärtiges Statussymbol, Fortbewegungsmittel und ein wichtiger Lebensmittellieferant.
Gut gelaunt und in ihre farbenfrohe Tracht gehüllt, erzählt Johanna Hietanen auf ihrer Rentierfarm Ounaskievari vom traditionellen Leben der samischen Bauern. Danach geht es mit von Rentieren gezogenen Schlitten in den verschneiten Wald und nach absolviertem Rundkurs bekommt jeder Teilnehmer eine sogenannte Poroajokortti. Einen Rentierführerschein, befristet auf fünf Jahre. Einen unbedingten Abstecher wert ist auch das Museum Samiland, durch das Besitzer Ante Aikio führt.
Abends haben wir ein Date auf einem zugefrorenen See: Wir warten auf Aurora borealis. Ein Raunen geht durch die Menge, wenn sich auch nur der kleinste grüne Farbtupfer des Polarlichts am sternenübersäten Nachthimmel zeigt. Da schleift selbst ein abgebrühter Guide seinen Motorschlitten zusammen. Will man das Phänomen so komfortabel wie möglich bestaunen, dann durch die gläsernen Kuppeln der Iglus im Hotel Levin Iglut.
Pflicht ist auch der Besuch beim - zumindest laut Tourismuswerbung - einzig echten Weihnachtsmann (finnisch: Joulupukki) in Rovaniemi. 32.000 Briefe mit Wünschen werden dort jeden Tag im Postamt abgestempelt. Hier ist jeden Tag Weihnachten.
Markus Traussnig