Graublau schimmert die Wasseroberfläche im Halbrund des Irmabades im slowakischen Piest’any – von Grund auf. Denn dort liegt die Ursache für das ganz besondere Farbenspiel, ausgebreitet wie ein warmer Teppich. Heilschlamm ist es, der die Fußsohlen sanft streichelt. Der Schlamm macht sich zwischen den Zehen breit. Wie auf Wolken spaziert man in das Becken hinein. Männer auf einer Seite, Frauen auf der gänzlich abgetrennten anderen. 39 Grad warm ist das stark schwefelhaltige Wasser. Mit der Entspannung kommt eine angenehme Schläfrigkeit. Weit oben an der Kuppeldecke des Irmabades funkeln bunte Lichter wie Sterne am weiß-blauen Firmament.

60 verschiedene Behandlungen werden in Piest´any angeboten
60 verschiedene Behandlungen werden in Piest´any angeboten © Andreas Schöberl-Negishi

Der Heilschlamm, der hat es in sich. „Er entsteht in einem Nebenarm der Waag, in den die schwefelhaltigen Mineralwasserquellen münden“, sagt Reiseführerin Miska. Nach dem ersten Reifeprozess im Fluss wird der Schlamm noch mindestens ein Jahr in speziellen Becken zusätzlich mit Mineralstoffen aus Thermalquellen angereichert. Der „reife“ Schlamm habe eine Konsistenz wie Butter. Er speichert Wärme extrem gut und kühlt vier Mal langsamer aus als Wasser. Stahlblau bis schwarz changiert seine Farbe. Für Behandlungen wird er mit einer Temperatur von 45 Grad Celsius auf den Körper aufgetragen.

Drei Millionen Liter

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60 verschiedene Behandlungen werden in Piest’any angeboten. „Der Krückenbrecher im Stadtwappen ist kein Zufall. Quellen und Heilschlamm von Piest’any sind weltberühmt“, erzählt Miska. Nach Operationen, Knochenbrüchen sowie bei Muskelproblemen sei eine Therapie in Piest’any empfehlenswert. Die Hauptquelle befördert drei Millionen Liter schwefelhaltiges Wasser pro Tag aus 2000 Meter Tiefe. Damit werden auch die „Spiegelbäder“ gespeist, die im Gegensatz zu den Schlammbädern klares Wasser haben. Eine historische Zentralfigur für Piest’any ist L’udovít Winter samt der ganzen Familie, die untrennbar mit dem Aufschwung der Stadt als Kurort verbunden ist.

Ebenfalls in der Nähe von Bratislava liegt die Stadt Trnava. Sie ist nicht nur durch den Fußballverein Spartak Trnava und hartgesottene Fans bekannt. Angeblich miauen sogar die Katzen in einem anderen Tonfall als anderswo im Land, meint Miska schmunzelnd – in Anspielung auf den etwas härter klingenden Akzent als in der übrigen Slowakei. Der Wahrheitsgehalt der Anekdote lässt sich allerdings auf die Schnelle nicht wirklich nachprüfen.

Erstaunlich hip

Sehr wohl jedoch der Umstand, dass die Studentenstadt Trnava ein hohes Maß an Hipness besitzt. Von 65.000 Einwohnern sind 12.000 Studenten. Das offenbart sich in coolen Lokalen und Cafés. Aber auch in vielen Möglichkeiten, sich in der Region Tirnavia zu zerstreuen. Der Tag der offenen Weinkeller ist stets lange ausgebucht. Trnava ist eine schlafende Schönheit, deren Gesichtszüge wieder zum Glänzen gebracht werden sollen.

Tigerfütterung im Gehege von Yveta Irsova
Tigerfütterung im Gehege von Yveta Irsova © Andreas Schöberl-Negishi