Politische Krisen, Terroranschläge und die daraus resultierende Verunsicherung halten die Österreicher derzeit nicht vom Reisen ab - im Gegenteil. Die Reiseintensität steigt: Für diesen Winter und den Sommer 2017 haben die Urlauber laut Österreichischem ReiseVerband (ÖRV) bereits eifrig gebucht. Die Umsätze liegen jetzt schon "deutlich über dem Vorjahr".
"Die Gästeentwicklung ist im heurigen Winter um 10 bis 15 Prozent über dem Vorjahr, die Umsätze sind mit 15 bis 20 Prozent im Plus", berichtete ÖRV-Präsident Josef Peterleithner heute, Mittwoch, vor Journalisten in Wien. "Auch die Sommerbuchungen für 2017 haben sehr erfreulich begonnen." Der Gäste- und Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahr liege hier jetzt schon bei 10 bis 20 Prozent. "Der Wunsch nach Reisen ist ungebrochen", so der Branchenkenner.
Fernreisen liegen im Trend
In der kalten Jahreszeit hätten vor allem Fernreisen "überproportional gewonnen". Normalerweise gingen 50 Prozent der Reisen, die bei Veranstaltern gebucht werden, in eine ferne Destination - heuer seien es 55 Prozent. Da diese Reisen verhältnismäßig teuer sind, stellen sie zwei Drittel des Umsatzes. Das beliebteste Fernziel der Österreicher ist Thailand. Österreich-Trips werden nur zu einem kleinen Teil bei Reiseveranstaltern gebucht, liegen laut ÖRV aber dennoch "zweistellig im Plus".
2016 erlitten die heimischen Reiseveranstalter gegenüber dem Vorjahr laut Peterleithner Umsatzeinbußen von 6 bis 8 Prozent. Bei den Reisebüros, die vom gesteigerten Bedürfnis der Kunden nach Sicherheit profitierten, war das Minus mit 5 Prozent den Angaben zufolge etwas geringer. Jetzt ortet der Reiseverband "einen gewissen Nachholbedarf" bei Urlaubsreisen. "Einige haben letztes Jahr lange mit dem Buchen zugewartet und dann nichts Passendes mehr bekommen - das merken wir jetzt", so der ÖRV-Präsident. Die Reiseveranstalter verzeichneten jetzt "eine extreme Nachfrage nach Griechenland und Spanien". Doch auch Autoreisen - vor allem nach Italien und Kroatien - sind stark im Steigen. Tunesien komme auf kleinem Niveau zurück, das treffe auch auf Ägypten zu. Doch "die Türkei ist absolut nachfrageschwach".
Insgesamt sei die Reisetätigkeit in den vergangenen Jahren keinesfalls zurückgegangen, betonte der Tourismusexperte der Statistik Austria, Peter Laimer. "Das Geld auf der Bank bringt nicht mehr allzu viel - es wird unter anderem in Reisen investiert", sagte er unter Verweis auf die anhaltend niedrigen Zinsen. Auch die jüngsten Wirtschaftsprognosen des Wifo seien positiv: "2017 und 2018 legen die privaten Konsumausgaben zu, obwohl die Realeinkommen nicht steigen und die Arbeitslosigkeit hoch ist."
Rund ein Viertel der Österreicher verreist gar nicht - auch nicht zu Verwandten oder Bekannten, geht aus repräsentativen Umfragedaten der Statistik Austria hervor. Es wurde nicht gesondert erhoben, ob es dabei an Lust, Zeit oder Geld mangelt.