Mitte der Achtziger fiel in Österreich so viel Schnee, dass der Papa daraus Iglus im Garten baute, zwei Meter hohe. Die Töchter tollten währenddessen in knallbunt gemusterten Ganzkörper-Skianzügen durch das Weiß, das ihnen bis zum Bauchnabel ging. Die Mama brachte heißen Tee in der Thermoskanne, der herrlich von innen her wärmte. Winter, wie er früher war. Und wie er in Finnlands hohem Norden auch heute ist. Das Lappland weckt Kindheitserinnerungen.
Die Häuser sind hier mit einer 60 Zentimeter dicken Schneehaube bedeckt. Das Grün der Wälder schmückt sich im Winter mit einer üppigen weißen Kruste, unter deren Last sich die Bäume biegen. Die Luft ist kühl, und klar. Fast nirgendwo sonst in Europa ist sie so sauber wie hier, dank der Winde vom Nordpol.
Weltcup in Levi
Hoch oben im Lappland, 170 Kilometer nördlich des Polarkreises, liegt Levi, bekannt durch die Austragung des Weltcupslaloms.
Vor zwei Wochen konnte Marcel Hirscher hier einen Sieg einheimsen, und erhielt als Draufgabe Rentier Leo. Leo gesellt sich nun auf einer Farm zu Ferdl, jenem Rentier, das seit Hirschers Sieg 2013 in dessen stolzem Besitz ist. Insgesamt lebten mit Stand 2013 in der Region 12.001 Rentiere, die während des Sommers frei durch die Gegend spazieren.
Besuch auf der Rentierfarm
Die sanftmütigen Tiere, die immer so aussehen, als würden sie lächeln, lassen sich beim Besuch der Farm streicheln und fressen einem gierig das Islandmoos aus der Hand, das Janna, die junge Finnin mit den grün gefärbten Haaren, zum Verfüttern austeilt. Das Hirscher-Rentier Ferdl erkenne man nicht nur am seltenen, dunklen Fell, sondern vor allem an seinem Bäuchlein, behaupten böse finnische Zungen. Denn Besucher ziehen den berühmten Ferdl anderen Rentieren sowohl für Selfies, als auch beim Füttern vor. Wer anschließend einen Rentierschlitten durch die verschneiten Wälder lenkt, dem wird der Rentierführerschein verliehen.
Auf dem Motorschlitten durch den Pulverschnee
Auf reizvolle Art lässt sich das finnische Winterwunderland auch auf anderen „Gefährten“ erkunden: etwa am Husky- oder am Motorschlitten. „Heute ist es eh nicht kalt, es hat nur minus 5 Grad“, stellt Tina fest, und erklärt, wie die Griffheizung des Motorschlittens aktiviert wird. Tina ist die blutjunge Tochter der finnischen Familie, die Schlitten in Levi vermietet. Ihre strahlend blaue Augen bilden einen auffälligen Kontrast zu den dunklen Haaren. Eingepackt in Ganzkörper-Overalls, ausgerüstet mit dick gefütterten Gummistiefeln und Balaklavas – Sturmhauben –, braust man am Motorschlitten bei bis zu 70 km/h durch frischen Pulverschnee. Fast 900 Kilometer lang sind die Motorschlittenrouten in Levi und Umgebung. Auf geraden Strecken kann man den Gashebel bis zum Anschlag durchdrücken und fühlt sich dabei frei wie ein finnischer Vogel. Erwischt man eine Welle im Schneeboden, hebt der Schlitten kurz ab – und Glücksgefühle kommen auf. Mühelos nimmt er auch jede starke Steigung.
Die finnische Gemütlichkeit
Ob Schlittenfahrt oder Schneeschuhwanderung, die man am besten des Nächtens durch bizarre Winterlandschaften unternimmt: Auf jedes Abenteuer folgen im Lappland Entspannung und Gemütlichkeit. Nach der Motorschlittenfahrt in einer kleinen Holzhütte mitten im verschneiten Wald. In der Hütte lodert ein Feuer in einem runden, offenen Kamin, rundherum sind flauschig weiche Rentierfelle ausgebreitet. Die Wärme des Feuers und seine knisternden Geräusche bilden eine Kulisse der Gemütlichkeit. Und wo ein Feuer ist, darf in Finnland die „Makkara“ nicht fehlen – Bratwurst, außen knusprig, innen weich, die man erst im Feuer bruzzeln und sich dann mit süßlichem Senf und Ketchup schmecken lässt. Dazu serviert Tina Tee, der herrlich von innen her wärmt – Winter wie früher.
Mit freundlicher Unterstützung von Prima Reisen GmbH.
Bettina Schmidt