Antarktisreisen boomen. Fuhren im Winter 1992/93 keine 7.000 Urlauber zum südlichsten Kontinent, so werden es in dieser Saison laut dem Reiseveranstalter Hapag Lloyd rund 36.000 sein, Tendenz steigend. Pinguinkolonien, riesige Gletscher und gewaltige Tafeleisberge machen diese Reise, die trotz allen Komforts auf den Kreuzfahrtschiffen immer ein kleines Abenteuer bleibt, zu etwas Außergewöhnlichem.

Die Launen der Natur dominieren alles

"Die Antarktis ist eine ganz besondere Destination. Wenn sie nicht besucht werden will, dann können wir sie auch nicht besuchen", sagte Carsten Gerke, Kapitän der MS Hanseatic von Hapag Lloyd, im Dezember 2015 zu Beginn der Reise vom argentinischen Ushuaia zur antarktischen Halbinsel. Diese Ankündigung sollte sich im Laufe der dreiwöchigen Fahrt gleich mehrmals bewahrheiten. Im Süden dieses Planeten ist Flexibilität gefragt, das gebuchte Programm lediglich ein Rahmen. Denn das Wetter kann sich rasch und mehrmals am Tag ändern, Crew und Reisende müssen sich den Launen von Wind, Wellen und Eis unterwerfen. Für das Schiffsteam gehört es zur Routine, als Alternative sind ruhigere Inseln oder Buchten meist rasch gefunden.

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Reisezeit ist der antarktische Sommer von November bis März, wenn der eisige Kontinent einen Teil seines nordöstlichen Zipfels vom Eis befreit und gelaunt ist, auch andere Besucher als Pinguine und Wale zu empfangen. Erforscht werden die antarktische Halbinsel sowie die vorgelagerten Eilande mit Schlauchbooten, bei Temperaturen, die tagsüber sogar leicht über den Gefrierpunkt steigen.

"Und wenn ich sage, es ist eine nasse Anlandung, dann ist sie nass", stellte der Erste Offizier, Dolf Jenckel, gleich von Anfang an klar. Das heißt: Beine über den Bootsrand schwingen, ins seichte - minus zwei Grad kalte - Wasser springen und die sanfte Uferböschung hinaufstapfen. Und das heißt auch: Ohne Gummistiefel und wasserdichte Hose braucht man erst gar nicht in ein Zodiac zu steigen.

Strenge Auflagen zum Schutz der Natur

Um einen umweltverträglichen Tourismus sicherstellen und die Touristenströme lenken zu können, haben sich die Anbieter zur International Association of Antarctica Tour Operators (IAATO) zusammengeschlossen, die sich strenge Auflagen zum Schutz der antarktischen Umwelt auferlegt hat. So darf absolut nichts zurückgelassen werden, Papier wird in der schiffseigenen Anlage verbrannt, das Abwasser geklärt, Essensreste werden als Fischfutter durch ein Sieb gepresst und ausschließlich auf hoher See entsorgt. Jeder andere Abfall wird gesammelt und zum Ausgangshafen Ushuaia zurückgebracht.

Für die Anlandungen und Zodiac-Fahrten werden an die Kreuzfahrtschiffe Slots vergeben. "Sind diese Slots ausgeschöpft, ist Ende", erzählte Jenckel. Aber noch gebe es ausreichend Luft nach oben. Allerdings dürfen nicht mehr als 100 Personen gleichzeitig an Land sein, daher sind Riesendampfer in diesen Breitengraden auch fehl am Platz.

Seeelefanten auf Südgeorgien
Seeelefanten auf Südgeorgien © APA/MONIKA UNEGG