Reventlowsgade 26, verrät mein Schummelzettel. Ganz schön aufregend, wenn man keinen blassen Schimmer hat, mit wem man bald speisen wird. Mehr als die Adresse und dass meine Gastgeber Simmel heißen, rückt "Dine with the Danes", jene Organisation, die Abendessen bei Kopenhagenern organisiert, nicht heraus. Für einen kurzen Moment taucht der Gedanke auf, doch kehrt zu machen. Aber die Türglocke ist gedrückt, es surrt und ich tapse erwartungsvoll die Stufen hinauf. Plötzlich blicke ich in vier ebenso gespannte Augen wie die meinen. Bei Anne-Mette und Rene, Journalisten der Tageszeitung "Ekstra Bladet", sind alle Bedenken aber rasch verflogen.

Dine with the Danes. Was kommt bei Einheimischen so auf den Tisch? Einfache Kost - Fleisch mit Salaten und als Nachspeise Eis. "Fisch ist für den Großteil der Bevölkerung einfach zu teuer", lässt der Hausherr wissen. Wenn man schon einmal mit waschechten Kopenhagenern in Kontakt kommt, lässt sich vielleicht ausfindig machen, was man in der Stadt unbedingt gesehen oder getan haben muss. "Wer nicht Rad gefahren ist, war nicht wirklich da", antwortet Anne-Mette. Das Programm für den nächsten Tag steht somit!

Nichts für Banausen. Doch ehe das Pflichtprogramm der Dinner-Dänen dran ist, muss Zeit für eine andere Spezialität sein: Smørrebrød! Im heimeligen Keller von "Slotskælderen hos Gitte Kik" in der Fortunstræde 4 wird sofort klar, dass nur Banausen meinen, es handle sich um ein simples Butterbrot. Krabben, Kaviar, geräucherter Lachs, marinierter Hering und vieles mehr warten nur darauf, auf einer dünnen Scheibe Roggenbrot zu landen.

Goldgelbes Feuerwasser. Und was trinkt man dazu? Aquavit natürlich! Aus rund einem halben Meter Höhe schenkt Kellnerin Ditte das goldgelbe Feuerwasser auf Kümmelbasis schwungvoll ein - so ausgiebig, dass sich eine kunstvolle Kuppe bildet. Wie das funktionieren kann? "Der Schnaps muss sehr gut gekühlt sein - und natürlich steckt auch viel Übung dahinter", erklärt die junge Dame.

Resolute Flitzer. Gut gestärkt startet dann endlich die Tour auf dem Drahtesel. Mit der resoluten Fahrweise der Einheimischen muss man sich aber erst einmal anfreunden: Die Kopenhagener flitzen wie die Weltmeister, ohne Rücksicht auf Verluste und die Fußgänger, im Anzug genauso wie mit hochhackigen Schuhen. Hat man sich einmal daran gewöhnt, lässt sich die Sightseeing-Tour der etwas anderen Art auch genießen.

Sightseeing auf dem Drahtessel. Da glitzert der "Schwarze Diamant", die moderne Hülle der Königlichen Bibliothek, als wäre es ein überbordendes Diadem der Kronprinzessin, spiegelt sich die neue Oper im Hafenbecken und schimmert die Kleine Meerjungfrau in der Nachmittagssonne - so, als hätte man sie gerade erst auf ihrem Felsen positioniert. Dann wird einem auch klar, wer in der Stadt wirklich den Ton angibt: Nicht Margrethe oder in Zukunft vielleicht einmal Mary und Frederik - sondern die Radfahrer! Und beim Strampeln fühlt man sich dann selbst als Tourist wie einer der Könige von Kopenhagen.