Montag Nachmittag macht Spilimbergo nicht viel Aufsehen. Die Fensterläden in der norditalienischen Kleinstadt sind geschlossen, die Dächer der Cabrios zugeklappt, die Rollos der Pasticceria Nova fest heruntergezogen. Doch zwei Stunden später, so gegen vier Uhr, wurlt es in den Gassen. Die Frauen stellen modisch die Mailänderinnen in den Schatten, die Tocai-Gläser in der Ostaria "Al Bachero" klingen dumpf, weil randvoll, und aus der Bäckerei duftet der frisch gebackene Gubana.

Wieder einmal Friaul. Aber nicht Tarvis, Udine oder Grado. Diesmal geht es in die Provinz Pordenone in die "Valli Pordenonesi", westlich des türkisblauen Tagliamento - von Spilimbergo über Aviano nach Polcenigo in die kleine Stadt Sacile. Praktisch: Jeder Ort ist in maximal einer halben Stunde zu erreichen. Auch die Provinzhauptstadt Pordenone.

Spilimbergo. Seit Jahrzehnten fischt man in der 12.000-Einwohner-Stadt Spilimbergo die bunten, runden Kiesel aus dem kilometerweiten Flussbett. Daraus entstehen die berühmten Mosaike in venezianischer Manier. Heute noch. Die Kärntner Studentin Andrea klopft schon seit zwei Jahren in der renommierten Mosaikschule tüchtig mit ihrem Hammer, um das perfekte Steinchen zu formen. Jedes einzelne. "Das ist gar nicht so einfach, veramente", schüttelt die 23-Jährige den Kopf. Mit einem leisen Knacken bricht die tiefblaue, kleine Steinfliese in der Mitte auseinander. Leider. "Na gut! Dann eben eine Pause."

Unscheinbare Details. Die Schokoladenseite der Provinz Pordenone zeigt sich in den liebevollen Besonderheiten der westfriulanischen Dörfer und Kleinstädte. "Hier machen es die unscheinbaren Details aus", betont Andrea. "Wie beim Mosaik legen."

Überraschte Urlauber. So staunt der Besucher südlich des Ortes Polcenigo über die Quellen der Livenza und des Gorgazzo. Der Fluss schießt direkt aus einer dunklen Grotte. Beeindruckend! Oder erst der Vier-Sterne-Golfclub Villa Policreti in Castel d'Aviano. Auf dem 18-Loch-Platz schwingt man den Schläger unter Khakibäumen, im verträumten Schlosspark. Die dolomitischen Voralpen stets als Kulisse, im Vordergrund ein von Touristen kaum beachtetes Friaul. Clubmanager Massimiliano Pandin schwärmt vor allem von dem achten Loch seiner Anlage: Ein 483 Meter Par 5 mit Ausblick auf das Renaissance-Castello und das Schigebiet Piancavallo. "Die Golfer drehen hier ihre Runden bis Mitte November. In kurzärmeligen Polos. Weil's hier so warm ist." Wir zeigen fragend auf den verschneiten Berg. Massimiliano lacht: "Mikroklima!"

Wie in Venedig. Auf der kurzen Fahrt bis Sacile verwundert, wie originell sich Palmen, Olivenbäume, Kiefern, aber auch Kiwibäume abwechseln. In der Kleinstadt findet sich so mancher Hauseingang direkt an einem der Kanäle. Wie in Venedig. Der Fluss Livenza schlängelt sich unter den Brücken - ja, sogar Gondeln gibt es. Jedoch strahlen sie blitzeweiß und nicht kohlrabenschwarz. Magnifico!