Crocodile Dundee kennt man. Eine Art australischer Cowboy, hart, aber herzlich. Finley, der Reiseführer auf unserer Tour durch den Norden von Queensland, kommt mit seinem legeren Busch-Outfit zwar fast an den Hollywood-Star heran, ist zum Glück aber nur herzlich.

Keine schlechten Voraussetzungen, wenn es gilt, sich auf den "Bama-Weg" zu machen. Ein touristisches Pflänzchen in Downunder, wo sich zunehmend mehr Interessierte quer durch Busch und Regenwald auf die Spuren der Aborigines, der Ureinwohner Australiens, machen.

Vertreibung, Mord, Versklavung

Ein Kapitel, das nicht zu den rühmlichsten in der Geschichte Australiens gehört und das noch lange nicht fertig geschrieben ist. Vertreibung, Mord, Versklavung kennzeichnen die kurze, aber eindringliche gemeinsame Geschichte zwischen weißen Einwanderern und Ureinwohnern. Und noch immer wissen die Australier nicht, wie sie mit den Aborigines wirklich umgehen sollen. Alkohol und Krankheiten, Arbeitslosigkeit und Diskriminierung sind Alltag im Leben der Ureinwohner, nur wenige schaffen den Sprung in das 21. Jahrhundert - und wissen nicht einmal, ob sie sich damit Gutes tun.

Einer dieser Aborigines, die den Sprung schafften, ist Linc Walker, der uns am Strand von Cooya zeigen will, wie seine Vorfahren seit Jahrtausenden mit dem Speer jagen und in den schlammigen Mangroven-Wäldern Muscheln und Schnecken sammeln. Unser Mittagessen sollen wir so selbst zusammen bekommen, ein Unterfangen, das schon in den Ansätzen kläglich scheitert. Hätte nicht der junge Aborigines all die essbaren - und leckeren - Dinger gefunden, wäre unser Mittagsmahl wohl mehr als karg ausgefallen.

Aber auch wenn Linc selbst sich an die weiße Welt angepasst hat, sind seine Instinkte noch hellwach. Und sein Wissen über die Natur ein ganz besonderer Schatz. Eine Grüne Ameise hält er uns hin und fragt "Wer will die Ameise am Po lecken?" Doch tatsächlich, die Ameise schmeckt annehmbar nach Zitrone - und wirkt als natürliches Medikament gegen Halsschmerzen.

Heiliger Platz

Weiter geht's in den tropischen Norden von Queensland, von einer Straße zu sprechen, ist meist pure Übertreibung, aber die Fahrt auf dem Bloomfield-Trail über Stock und Stein im satten Grün des Regenwaldes ist beeindruckend und schön, wild und romantisch zugleich.

Die Bloomfield-Wasserfälle im Daintree-Nationalpark zeigen sich von ihrer glänzenden Seite, sie sind der heilige Platz der Sippe von Francis Walker, die uns hier erwartet. Sie ist schüchtern, erklärt leise, welche Pflanzen welche Heilkräfte haben. Harz aus Bäumen heilt Wunden, Buschgras rettet Wassertropfen um Wassertropfen Leben, Termitenbauten sorgen erst für Essen und dann als Ofen für Wärme. "Für Francis ist es nicht einfach, vor Weißen zu sprechen", weiß Finley. Es ist noch nicht lange her, da wurden sie und ihre Sippe verfolgt, mussten englische Namen annehmen, wurden ihren Eltern weggenommen. Aber Francis ist Teil des Versuches, den Aborigines mit dem "Bama-Weg" Auskommen und Selbstbewusstsein zu geben.

Ein Wissender

Selbstbewusstsein, das Willie Gordon zuhauf hat. Der Stammesälteste der Nugal-Warra-Aborigines entführt uns im Hope Valeam, dem südlichen Zipfel von Cape York, auf eine Buschwanderung hin zu den Höhlen, wo noch sein Vater geboren wurde. Willie ist ein "Wissender", der die Geschichten seines Volkes kennt und nicht müde wird, sie zu erzählen. Wunderbare Felsmalereien lassen uns staunen, mit ihnen wurde die Geschichte seines Volkes "geschrieben". Eine Geschichte voller Mystik, Rätsel und einer einzigartigen Lebensweise.