Ein Lächeln liegt auf seinem Gesicht. Obwohl der Mann die Hosenbeine hochgekrempelt hat und barfuß mit seinem Koffer durch das knöchelhohe Wasser watet. „Im Sommer wohnen hier Urlauber“, erklärt Sofia Xyd. Der Mann bezieht also eines der Syrmata, der traditionellen bunten Fischerhäuser in Klima, in deren Garage im Erdgeschoß einst die Boote parkten. Die nassen Füße scheinen die Gäste nicht zu stören – ganz im Gegenteil, die Domizile sind immer ausgebucht.
Auch dass die Statue der Venus, die auf der Milos gefunden wurde, heute im Pariser Louvre ausgestellt ist, macht nichts, denn mit Sofia hat die Kykladeninsel auch ein Original: In Athen geboren, kehrte sie mit 17 Jahren wieder zurück in die Heimat ihrer Familie und betreibt dort eine Reiseagentur.
Ihr Vater war Bergarbeiter, aber auch sie lebt vom Reichtum der Mineralien auf der Vulkaninsel: die grau-weiße Mondlandschaft von Sarakiniko, die Felsformationen in der Bucht von Kleftiko, das Schwefelgelb am Strand von Agios Ioannis, die roten Klippen am Strand von Paleochori, allesamt leuchten sie in scharfem Kontrast zum Türkis der südlichen Ägäis. Kapitän Thanos kennt sie alle. Der einstige griechische Boxmeister steuert mit seinen Gästen die besten Plätze vor der Küste an, um vor einmaligen Kulissen zu baden.
Sifnos ist eine Insel mit Eigenheiten
Auf Sifnos hat nicht die Natur das steinerne Fundament gelegt, Generationen von Bewohnern haben die Hügel in harter Arbeit terrassiert. Tradition genauso wie die Schornsteine aus Terrakotta auf den Häusern, die Panigiri, bei denen Heiligen und ihre Ikonen ausgelassen Festen verehrt werden, und die Pastelli, eine Süßspeise aus Sesam und Honig.
Die werden zum Beispiel in der Bäckerei Theodoru in Artemonas hergestellt. Der Ort mit seinem labyrinthartigen Gassengewirr und hübschen kleinen Geschäften, ist eine besonders gelungene Melange aus kykladischen Häusern und venezianischen Villen. In Apollonia hingegen kann man sich nicht verlaufen – da führen abends alle Wege auf die Hauptstraße, wo sich das Nachtleben abspielt. Den Sonnenuntergang genießt man am besten in Kastro, der alten Festungsstadt auf den Klippen über dem Meer.
Im Schatten der Tamarisken am Strand des Fischerdorfs Faros liegen nicht nur die Badegäste, dort sitzt man gleichzeitig auch im Restaurant Alyélo. Die Brandung im Ohr, die Füße im Sand und den Geschmack der auf Lokalität und Saisonalität getrimmten Gerichte von Chefkoch Thodoris Grigoriadis auf dem Gaumen.
Hier entlang führt auch der Küstenweg, der sich den Klippen entlang bis zur Kirche Chrysopigi schlängelt. Am Namenstag der Schutzpatronin wird ihre Ikone mit dem Schiff und einer Prozession zurück in die Kirche gebracht. Sie bekommt einen neuen Panigyras, einen Sifnioten, der sie ein Jahr lang bei sich zu Hause bewahrt. Bei über 300 Kirchen auf der Insel gibt es ganz schön viele Panigiri zu feiern.