Die Region Flandern verbindet aufgrund der habsburgischen Heiratspolitik eine lange gemeinsame Geschichte mit Österreich. Nach der Staatsgründung von Belgien 1830 schossen Standbilder sogenannter „Nationalhelden“ wie Pilze aus dem Boden. Mechelen, etwa 30 Kilometer nördlich von Brüssel gelegen, entschied sich als einzige Stadt für eine Frau, nämlich Margarete von Österreich.

Die Tochter von Maximilian I. aus dem Hause Habsburg und Maria von Burgund wurde 1507 Stadthalterin. Unter ihrer Herrschaft wurde Mechelen zur Hauptstadt der Niederlande. Es waren diplomatische, friedliche Zeiten, in denen sie regierte, ihren Zeitgenossen zufolge lenkte sie das Land taktvoll und mit klarem Blick.

Das große Standbild von Margarete von Österreich wurde 1849 bei Jozef Tuerlinckx in Auftrag gegeben. Zunächst stand es auf dem Grote Markt. Als sich das Gewicht der Statue für die Tiefgarage, die darunter gebaut wurde, jedoch als zu groß erwies, wurde sie an den Schoenmarkt verlegt. „Wir nennen sie ,ons Margriet‘, unsere Margarete“, erzählt Karine Decoster. Die Stadtführerin begleitet Besucher auf den Spuren von Margarete von Österreich entlang einer sechs Kilometer langen Tour durch Mechelen.

Zwischen Brabanter Gotik und Bier

Dieses Video könnte Sie auch interessieren

Da kommt man etwa am Hof von Savoyen vorbei, einst Palast von Margarete und Treffpunkt von Humanisten, Wissenschaftlern und Künstlern. Der Wohnpalast war das erste Gebäude mit Renaissanceelementen in den Niederlanden.

Davor, um das Jahr 1300, entstand in Mechelen die sogenannte Brabanter Gotik, eine Sonderform des Baustils mit üppigen Verzierungen. Als gutes Beispiel dafür gilt die St.-Rombouts-Kathedrale. Hier prangen die Wappen der Ritter, die 1491 unter der Leitung des damals erst 13-jährigen Herzogs Philipp des Schönen an der 15. Kapitelsitzung des prestigeträchtigen Ordens vom Goldenen Vlies teilnahmen.

Erhalten ist auch das Huis Keulen (Haus Köln) am Grote Markt Nummer 26. Sein Treppengiebel spiegelt das Altstadtbild Mechelens mit seinen schmalen Gassen und bunten Geschäften wider. Zwischen all den historischen Gebäuden floriert auch die Gastroszene.

Probieren sollte man das mehrfach ausgezeichnete Gouden-Carolus-Bier in seinen verschiedenen Varianten, am besten in der ältesten Brauerei Belgiens, der Het-Anker-Brauerei.

Ein Insidertipp ist das gemütliche Restaurant „Het Bestek“, das von dem jungen Ehepaar Nick und Anneleen betrieben wird. Der Koch steht am Herd und die Floristin dekoriert das Lokal, dessen Speisekarten alle sechs Wochen auf die saisonalen Lebensmittelangebote abgestimmt wird. Nicks Süßigkeiten bietet Anneleen in ihrem Blumenladen „De Stek“ zum Kaffee an.

Eine ganz andere Perspektive auf die rund 86.000-Einwohner-Stadt eröffnet eine Bootsfahrt auf der Dijle. Dass Mechelen zu Beginn des 16. Jahrhunderts das wichtigste Zentrum von Burgund war, daran erinnert das neue Museum im wiedereröffneten Stadtpalast Hof van Busleyden.

Ein ganz besonderer Garten

Von Mechelen aus sollte man unbedingt einen Abstecher zu den Ursulinen in Onze-Lieve-Vrouw-Waver machen. Auf dem zehn Hektar großen Schulareal ist ein Wintergarten aus dem Jahr 1900 erhalten. Die bunten Glasfenster ergeben ein märchenhaftes Spiel von Licht und Farbe. „Der Wintergarten war für uns Schüler immer sehr speziell, wir durften nur bei der Matura hier Zeit verbringen“, erzählt Maryke Op de Beeck. Die einstige Schülerin arbeitet heute in der Administration des Museums. Das einstige Mädchenpensionat gilt noch heute als Eliteschule und zählt derzeit 1600 Schüler.

Ein Detail am Rande, Mechelen wird vom „besten Bürgermeister der Welt“ regiert. Bart Somers wurde 2016 von der Jury des „World Mayor Price“ vor allem wegen seiner Verdienste zur Integration ausgewählt. Mechelen gilt mit seinen Einwohnern aus 138 verschiedenen Nationalitäten als „Paradebeispiel für Integration“. Das könnte man auch als Erbe Margaretes von Österreich sehen.