Für die einen ist das Besteigen eines Berggipfels die ultimative Herausforderung, für andere ein Tiefseetauchgang oder ein Marathon durch die Wüste ein abartiges Abenteuer. Wer so etwas macht, ist gemeinhin eher individualtouristisch sozialisiert, für den sind geschlossene Großgruppensysteme wie Kreuzfahrtschiffe oder Ferienclubanlagen meist unbekanntes Land mit spannender Phänomenologie. Im Sinne der Selbstaktualisierung also nichts wie rein in den „Magic Life Beldibi“ in Kemer, einem klassischen Badeort an der türkischen Riviera am Westende der Bucht von Antalya. Erste Reihe: Hotels. Zweite Reihe: Souvenirläden, Supermärkte, Imbissbuden.

Dahinter: Das Taurusgebirge mit teils schroffen Felsformationen, die aus den Kiefernwäldern des Olympos-Beydaglari-Nationalparks ragen. Die montane Einrahmung liefert eine kontrastreiche Kulisse für vom Hotel aus geführte Mountainbiketouren mit Leihrädern, Sonnenuntergangsausflüge per Seilbahn auf den 2400 Meter hohen Tahtali-Gipfel oder fungiert einfach nur als Schutzwall für die in der Küstenregion seit den 1930er-Jahren kultivierten, süßen Finike-Orangen.

Aus ihnen werden unter anderem delikate Marmeladen fabriziert, die es in Antalyas verwinkeltem Zentrum zu kaufen gibt. Am Weg vom stadtbildprägenden kannelierten Minarett, vorbei an der auf einem Basilikafundament errichteten Moschee zum aus ägyptischem Granit und griechischem Marmor erbauten Hadrianstor findet man viele Zeugen der abwechslungsreichen zweitausendjährigen Geschichte der Stadt.

Limitierender Genussfaktor: die Sommerhitze. Sie zieht einen zurück zum Verwöhnprogramm im klubeigenen Spa oder Wasserspaß im Pool oder am Meer. Von Aqua Cycling bis zum Stand-up-Paddling – an Angebot, Animation und pausenloser musikalischer Austapezierung des 40.000 Quadratmeter großen Sonnenliegenareals fehlt es nicht. Ebenso üppig gefüllt ist die „Speisekarte“ für landgebundene Aktivitäten: Darts, Pfeil und Bogen, Gym und diverse Fitnesseinheiten. Oder man verlegt sich aufs Tanzen bei den Abendshows. Ruhe wie am Berg, unter Wasser oder in der Wüste scheint hier niemandem abzugehen.

Die gibt es bei einer Bootstour zur Insel Kekova. Im türkisblaugrünen Wasser schippert man an versunkenen Ruinen einer von Erdbeben zerstörten antiken Stadt vorbei, wird an Bord mit frisch gegrilltem Fisch verwöhnt und kann Schildkröten beim Schwimmen zuschauen. Wem nach mehr Kultur ist, findet in Demre, dem antiken Myra, die passenden Sehenswürdigkeiten: Das imposante Amphitheater, die spektakulären Felsengräber und die dem Heiligen Nikolaus geweihte Kirche machen die Stadt zu einem gut besuchten Wallfahrtsort.

Oder man spezialisiert sich doch auf gepflegtes Nichtstun in einer der Strand- oder Stegcapannas des Klubs und garniert es mit regelmäßigen Besuchen an Bars und Buffets. Dort warten – auch später auf der Waage messbare – schwerwiegende Argumente für das All-inclusive-Universum. Und sollte man mit dem Nichtstun heute nicht fertig werden, einfach am nächsten Tag ungebremst fortsetzen. Berggipfel, Tiefsee oder Sanddünen können warten.