Für einen Moment zweifelt man an den eigenen Sinnen. Doch nein! Es sind die Gleise, die wie beschwipst schwanken, sich kurvig gebärden und jene von Schienen gewohnte Geradlinigkeit völlig vermissen lassen. Die rund halbstündige Bahntrassenwanderung zieht sich rund 500 Meter am Fuße des Učka-Gebirges entlang. Ab den 1950er-Jahren ratterten hier unweit der mittelalterlichen Burg Kožljak Güterzüge. Sie transportierten die Kohle des einstigen Bergwerks Raša in die Bahnhöfe Lupoglav und Štalje.

Mit der Stilllegung der 50 Kilometer langen Trasse im Jahre 2009 eroberte die Natur peu à peu das Terrain zurück und machte einen Teil davon quasi zu einem Achterbahnvergnügen für Fußgänger. Der Untergrund begann sich zu senken und mit ihm beugten sich die Gleise inklusive Bahnschwellen der Schwerkraft. Die Steine unter den Schienen wurden stellenweise von Wildbächen weggespült. An manchen Stellen hängen die Gleise förmlich in der Luft, sodass man die Schienen mit etwas Verrenkung auch von unten betrachten kann.

Auf der „Betrunkenen Eisenbahn“ kann man schon einmal an den eigenen Sinnen zweifeln
Auf der „Betrunkenen Eisenbahn“ kann man schon einmal an den eigenen Sinnen zweifeln © RRK

Die Wanderung im zeitweise geschwungenen Auf- und Ab-Modus rüttelt nicht nur das Herz wach, sondern belohnt ebenso mit einem Blick in die Ebene Inneristriens. Und ganz nüchtern darf man sich hier auch noch dem betörenden Duft des rundum wachsenden Salbeis hingeben.