Langsam, Schritt für Schritt, steigt man die rund 280 Steinstufen des etwa 50 Meter hohen Leuchtturms von Cabo de Palos, einem markanten Kap an der Costa Cálida, hinauf. Oben angekommen, bläst einem der Wind ins Gesicht und der salzige Geruch des Meeres steigt in die Nase. „Es hat sich gelohnt“, denke ich und lasse den Blick über das Mittelmeer schweifen.

Von hier oben kann man auch die Halbinsel La Manga sehen, einen etwa 20 Kilometer langen Landstreifen an der Costa Cálida (Warme Küste). „La Manga ist wahrscheinlich der touristischste Ort in Murcia. Im Sommer kommen Zehntausende Urlauber hierher“, erzählt Fremdenführer Carlos.

Die Hafenstadt Águilas und der Playa de Calablanque – ein malerischer Strand im gleichnamigen Naturpark mit unberührten Wanderwegen, kleinen Felsbuchten und steilen Klippen – waren die wenigen Berührungspunkte mit Strand und Meer auf meiner Reise: Denn die Region Murcia – auch „Garten Europas“ genannt – im Südosten Spaniens hat weit mehr zu bieten als den klassischen Strandtourismus.

Das historische Erbe Südost-Spaniens

30 Kilometer von Cabo de Palos entfernt liegt Cartagena. Verschiedene Kulturen (Punier, Karthager, Westgoten, Römer, Araber und Kastilier) haben sich in der Hafenstadt niedergelassen und bedeutende Kunstschätze hinterlassen. Die zahlreichen Relikte aus längst vergangener Zeit können im Museum des römischen Theaters bestaunt werden. Weniger Kulturbegeisterte kommen im Torres Park auf ihre Kosten. Dort erhebt sich die Burg „La Concepción" mit einem Aussichtspunkt, der einen Panoramablick über Cartagena bietet.

Der Fund des römischen Theaters im Jahr 1987 verwandelte Cartagena in die Kultur-Stadt der Karthager und Römer
Der Fund des römischen Theaters im Jahr 1987 verwandelte Cartagena in die Kultur-Stadt der Karthager und Römer © Joaquín Zamora

Der Einfluss der kulturellen Vergangenheit Murcias ist nicht nur in Cartagena, sondern in der gesamten Region zu spüren. In der Hauptstadt Murcia beispielsweise zeugt am Plaza del Cardenal Belluga die „Cathedral de Santa Maria“, eines der Wahrzeichen der Stadt, davon. Sie weist zahlreiche Renaissance- und Barockelemente auf. Das Innere ist gotisch geprägt.

In Lorca, der „Stadt der Sonne“, künden das „Castillo de Lorca“ und das erst 2004 entdeckte jüdische Viertel mit Synagoge von einer reichen Geschichte. Und im nordwestlich gelegenen Städtchen Caravaca de la Cruz wird alljährlich Anfang Mai „La Santísima Vera Cruz“ gefeiert, das Fest der „Weinpferde“ und der Mauren und Christen, das seinen Ursprung im Mittelalter hat.

Abenteuerurlaub in der Sierra Espuña

Wer doch eher das Abenteuer sucht, findet im Landesinneren das größte Waldgebiet der Region: die Sierra Espuña. Zwischen Pinienwäldern, gigantischen Felsformationen und kleinen Schluchten lässt es sich herrlich wandern und radeln. Der geschützte Nationalpark ist zudem Lebensraum für Iberische Steinböcke, Wildschweine und zahlreiche Vogelarten. Auch Oliven-, Mandel- und Kirschbäume gedeihen hier prächtig.

Für Mountainbike- und Rennradliebhaber gibt es einen 146 Kilometer langen Rundweg, der in vier Abschnitte unterteilt ist, und drei Strecken von rund 80 Kilometern Länge auf asphaltierten Straßen
Für Mountainbike- und Rennradliebhaber gibt es einen 146 Kilometer langen Rundweg, der in vier Abschnitte unterteilt ist, und drei Strecken von rund 80 Kilometern Länge auf asphaltierten Straßen © Adrián Madrid