Die zweitgrößte Stadt Tschechiens steht im Schatten des übermächtigen Prag. Dabei sei einem das lebensfrohe Brünn durchaus ans Herz gelegt, denn es entfaltet seinen Reiz nicht nur über-, sondern auch unterirdisch. So erzählt eine Ausstellung im Keller des Neuen Rathauses die Geschichte der südmährischen Metropole. Im Beinhaus unter der St.-Jakobs-Kirche faszinieren die kunstvoll aufgetürmten Skelettreste. Unter dem Krautmarkt entspinnt sich ein Labyrinth aus Gewölben und Gängen, in denen einst
die Waren der Händler gelagert waren.

Die Burg Spielberg brütet auf einem Lapidarium, in dem heute die städtische Sammlung von Statuen, Grabsteinen und Steinornamenten zu sehen ist. Der einst geheime Bunker 10-Z hätte im atomaren Ernstfall den Eliten Schutz geboten. Ihre letzte Ruhestätte haben 150 Mönche in der Gruft unter der Kapuzinerkirche gefunden. Wie unterirdische Kathedralen muten die zwei (ab März 2024 sogar drei) Wasserspeicher tief unter Wiesen auf dem Gelben Berg (Žlutý kopec) an.

Die ersten monumentalen Zisternen wurden Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt und speisten die Stadt mit Wasser, 1997 schließlich außer Dienst gestellt. Dennoch sind die sakral anmutenden Gewölbe aus Backstein noch immer Quell der Faszination – für deren Besucher.