Massen junger Leute auf der nächtlichen Elisabethstraße, die Clubs in den Kellern des Uni-Viertels platzen aus allen Nähten, die Nachtvögel haben Vodka oder Gin samt Limos gleich flaschenweise im Eiskübel geordert. Das Uni-Viertel tanzt, feiert, ja, sorgt auch für Anrainer-Unmut und Sperrstunden-Streit. Als das „Bermuda-Dreieck“ um den Mehlplatz als Restaurant-Meile erwachsen geworden ist, ist das pulsierende Nachtleben Richtung Uni weitergezogen. Doch seit Corona ist auch dort die große Party vorbei, klagen die Club-und Szene-Größen der Stadt. „Ein halbes Jahr nach dem Pandemie-Ende ist es wieder richtig rund gegangen“, sagt Andreas Rambacher, Chef der „Schrillen Grille“, „aber dann war die große Party schlagartig vorbei.“
Hartnäckige Flaute
War vor Corona de facto die ganze Woche Betrieb, mit einigen schwächeren, aber eben zumeist ganz starken Tagen, haben sich inzwischen in den Bars auch die Öffnungstage reduziert. Alexander Ritters Kulturhauskeller sperrt nur noch mittwochs, freitags und samstags auf: „Früher ging es bei uns schon ab 21 Uhr los, jetzt öffnen wir um 22 Uhr und machen bis 23 Uhr Gratis-Eintritt.“ Die Leute kommen später, konsumieren und feiern weniger ausgelassen und gehen auch deutlich früher heim.
Dass man etwa im Kottulinsky, das seine Türen nur noch Freitag und Samstag öffnet, die Leute zur Sperrstunde um 7 Uhr rausbitten muss, ist lange Geschichte, sagt Hausherr Philipp Nusshold: „Die Corona-Generation hat das Fortgehen und Feiern einfach nicht gelernt.“ Und das wird offenbar auch nichts mehr: „Viele Studierende aus dem Umland ziehen gar nicht mehr nach Graz rein und sie gehen auch nicht mehr so oft fort. Sie haben das Socializing völlig aufgegeben“, so Nusshold, der auch das Monkeys führt, das einst vor Jahren ja mit Live-Houseband sogar an Montagen ganz gut besucht war.
Erlahmtes Campus-Leben
Dass das Campus-Leben und Konsumverhalten - wohl auch wegen der Teuerung - nicht mehr ist, was es war, zeigte ja auch, dass sogar die Uni-Mensa aufgegeben hat. Doch das ist nicht die einzige Party-Bremse, wie alle Uni-Viertel-Wirte unisono erzählen. Rambacher und Nusshold: „Die Jungen sind seit Corona einfach viel mehr zuhause, aber auch wenn sie fortgehen, sitzen sie oft nur nebeneinander und schauen in ihr Handy, statt zu feiern.“ Auch klassisch auf Aufriss würden die Jungen heute nicht mehr gehen - und damit falle eine weitere Motivation meinen sie. Nusshold hofft nun, dass mit der Post-Corona-Generation wieder die Post abgeht: „Wir spüren schon, dass die nachfolgenden Jahrgänge jetzt wieder mehr fortgehen.“
Kampf gegen Spaßbremse Handy
Die Szene-Wirte setzen auf Sonder-Events, um in den Clubs für Handypausen zu sorgen. Kultus-Chef Ritter sorgt mittwochs mit Karaoke für Leben und will nun in einem Pilot bis Weihnachten auch wieder donnerstags aufsperren, um Erasmus-Leute in den Keller zu holen. Nusshold kooperiert mit Jus- und anderen Studierenden, um mit eigenen Partys das Kottulinsky auch unter der Woche manchmal zu beleben.
Dass es aber nicht nur im Uni-Viertel nachts deutlich ruhiger geworden ist, weiß auch Martin Fritz, der das Tollhaus in Weiz oder das Bollwerk in Graz betreibt: „Die Party ist vor allem auch in Großraum-Discos österreichweit vorbei.“ Stabil sei hingegen seine „Mausefalle“ beim Joanneumring, in der „immer eigentlich immer etwas los ist und ein treues Stammpublikum feiert“. Fritz hat nun gemeinsam mit seinen Partnern Alexander Knoll und Simon Possegger angesichts des schwächelnden Nachtlebens an der Mur gerade einen mutigen Schritt gesetzt. Die drei haben jüngst die legendäre Thalia als Club „Circle“ neu aus der Taufe gehoben: „Seit Jahren haben die Leute schon geklagt, es gebe in der Innenstadt nichts mehr zum Fortgehen und Tanzen.“ Rechtzeitig zu den Weihnachtsfeiern dreht sich die Scheibe auf der Tanzfläche am Ring nun wieder. Fritz ist begeistert: „Das Geschäft ist richtig gut angelaufen.“