Jugendliche schätzen ihre digitalen Fähigkeiten überwiegend als sehr hoch ein. Smartphones und Computer werden geschickt genutzt, Inhalte im Internet richtig eingeordnet, recherchiert bzw. hinterfragt, meinte die deutliche Mehrheit bei einer Umfrage. Acht Prozent der heimischen 14- bis 20-Jährigen waren bereits von Cyber-Mobbing betroffen, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Musikhören vor Filmschauen

"Wir reden nicht über Jugendliche, sondern mit den Jugendlichen", betonte Christian Zoll, Vorsitzender der Bundesjugendvertretung (BJV). Das Interesse, an der Studie teilzunehmen, sei "sehr, sehr hoch gewesen", sagte Studienleiterin Eva Zeglovits vom Ifes-Institut. 439 Jugendliche wurden im Oktober 2016 online befragt.

Sie gaben an, am meisten Zeit mit Musikhören im Internet zu verbringen. Es folgten Filme, Serien und das Streamen von Videos sowie mit Freunden chatten. Mit 59 Prozent folgte bereits auf Platz drei, sich zu informieren, also Zeitung oder Blogs lesen, berichtete Zeglovits. Auch Lernen schnitt mit 36 Prozent relativ stark ab. Den Social-Media-Profilen der Freunde zu folgen, ist für Mädchen mit 57 Prozent wichtiger als für Burschen mit 35 Prozent. Online-Games spielt wiederum die Hälfte der jungen Männer, bei den Frauen sind es lediglich 18 Prozent.

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Acht Prozent der Jugendlichen gaben an, bereits von Cybermobbing oder Diskriminierung im Internet betroffen gewesen zu sein, 14 Prozent waren Zeugen davon und rund jeder Zehnte war sich nicht ganz sicher. 42 Prozent holten sich auch Hilfe. Gefragt wurden die Jugendlichen auch, an wen sie sich bei Problemen im Internet wenden. Freunde wurden am häufigsten genannt, gefolgt von Eltern, dem Internet und Geschwistern.

Unterschied zwischen Geschlechtern

30 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen sehr wichtig ist, mit ihrem Social-Media-Profilen einen guten Eindruck zu hinterlassen, weiteren 30 Prozent ist es wichtig. Bei dieser Frage war ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennbar, rund der Hälfte der Burschen ist dies wichtig, bei den Mädchen waren es jedoch 67 Prozent.

Rund die Hälfte der Jugendlichen hat auch Interesse daran, sich an politischen Entscheidungen zum Thema Internet zu beteiligen. Am ehesten würden sie sich für Datenschutz engagieren, gefolgt von Urheberrecht. Ihre digitalen Fähigkeiten haben sich die Jugendlichen großteils selbst beigebracht, also "Learning bei Doing", erläuterte Zeglovits. 85 Prozent der Befragten schätzten sich selbst auch als tolerant gegenüber anderen in Online-Diskussionen ein.

Nicht nur ihre eigenen Fähigkeiten bewerteten die Jugendlichen als hoch, sondern auch jene ihrer Freunde, Klassenkameraden oder Geschwister. Im Gegensatz dazu ist eine Art "Generationen Gap" zu beobachten. Die Medienkompetenz der Eltern und Lehrer wurde weitaus geringer eingeschätzt. Mehr als die Hälfte der Mädchen und Burschen wünschte sich, dass Lehrer und Pädagogen mehr Wissen über Internet und digitale Medien haben. Die Hälfte möchte auch kostenloses öffentliches WLAN in ganz Österreich.

"Digitale Grundbildung" in Schulen

"Absolut zentral ist, dass Medienbildung einen größeren Stellenwert im österreichischen Schulsystem bekommen muss", sagte BJV-Vorsitzende Johanna Tradinik. Die Bundesjugendvertretung forderte die verpflichtende Verankerung des Themas Medienbildung in der Pädagogenausbildung sowie entsprechende verpflichtende Weiterbildungen. In der Vermittlung müsse es zudem gendersensible Ansätze geben, sagte Tradinik. Peer-to-Peer-Projekte, in denen Jugendliche selbst zu Experten werden und Gleichaltrige zum Thema Medien bilden können, müssen ebenfalls mehr gefördert werden, so die BJV-Vorsitzenden.

Heidrun Strohmeyer vom Bildungsministerium verwies darauf, dass "digitale Grundbildung" ab Herbst an Schulen verankert wird. Das hatte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) bei der Präsentation der Digitalisierungsstrategie "Schule 4.0." am Montag bekanntgegeben. Diese Pläne "gehen absolut in die richtige Richtung", konstatierte BJV-Vorsitzender Zoll. Es gebe von seitens des Ministeriums durchaus "Bereitschaft zum Dialog".