Erst sprießen ekelige Wimmerln in ihrem Gesicht, dann wächst ihr eine riesige Schweinsnase, gefolgt von einem schwabbelig fetten Bauch. Als Draufgabe verzerrt sich ihre Visage a la Screen: Das Mädchen, das diese Mutationen über sich ergehen lassen muss, sitzt fassungslos vor dem PC. Kann nur zusehen, wie ihre Verwandlung zum Gaudium anderer im Netz präsentiert wird. Wer dahintersteckt? Sie hat keine Ahnung.

"Meist unter Schülern". Dass es ein Junge ist, der offensichtlich Spaß daran hat, sie online zu quälen, weiß nur, wer sich diesen Spot angesehen hat. Um auf das Thema Cybermobbing aufmerksam zu machen, wird er derzeit europaweit ausgestrahlt. "Cybermobbing kommt meist unter Schülern vor. Damit gemeint ist, dass jemand im Internet oder per Handy über einen längeren Zeitraum bloßgestellt, belästigt oder beschimpft wird", erklärt Bernhard Jungwirth, Projektleiter von saferinternet.at, der österreichischen Informations- und Koordinierungsstelle des Safer Internet Netzwerks der EU. Im Grunde sei es dasselbe wie in der Schule, nur in viel größerer Dimension. "Mehr Leute wissen davon, das Opfer kann 24 Stunden lang belästigt werden, das Internet an sich ist schwerer zu kontrollieren, und manchen Tätern fällt es oft leichter, eine Person im Netz bloßzustellen, da sie ihr dabei nicht in die Augen schauen müssen", zählt er auf.

Facebook und Co. Mobbing im Internet spielt sich vorwiegend in den Communities ab, die aus dem Schüleralltag nicht mehr wegzudenken sind: Da gibt’s blöde Kommentare in SchülerVZ statt Tuscheleien auf dem Schulhof. Manipulierte Fotos im Netz statt abfälliger Blicke in der Klasse. Immer und immer wieder. Das Ergebnis ist dasselbe: ein eingeschüchtertes Opfer. Im Fall eines amerikanischen Mädchens ging das Ganze sogar soweit, dass es Facebook geklagt hat und von dem Netzwerk eine Entschädigung in Millionenhöhe fordert. In einer deutschen Studie bestätigte ein Viertel der befragten Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren, dass sie in einem sozialen Netzwerk bereits von Mobbing betroffen waren.

Virtuelles Mobbing. "In Österreich müssen wir uns mit dem Problem zum Glück nur vereinzelt auseinandersetzen", beruhigt Jungwirth. Sicher gebe es immer wieder Streitereien, die im Netz weitergetragen würden, aber von Cybermobbing könne keine Rede sein. Eine Beobachtung, die auch Josef Wilhelm, Direktor des Akademischen Gymnasiums in Graz, gemacht hat: "Mobbing an sich findet, wenn überhaupt, eher im realen Leben statt. Wir hatten bislang nur einen Fall, bei dem Schüler aus einer zweiten Klasse einen Streit in SchülerVZ weiter ausgetragen haben. Ein Schüler hat dann über Belästigungen geklagt, woraufhin wir der Sache nachgegangen sind. Die Kommentare wurden ausgedruckt und dem Verursacher und dessen Eltern vorgelegt. Somit kam alles aufs Tapet und konnte bereinigt werden", erzählt er. "Meiner Meinung nach sind die rechtsradikalen Plattformen bzw. jene für Gewaltspiele das weitaus größere Problem."