Meist sind es die kleinen Dinge, die einem die großen Veränderungen erst richtig vor Augen führen. Dieser Tage erst wurde verlautet, dass die letzten sechs verbliebenen Virgin Megastores schließen werden. Das Ende eines Imperiums. Die legendären Musik-Supermärkte, die an den besten Adressen der Welt - am New Yorker Times Square, der Market Street in San Francisco oder der Oxford Street in London - das Musik-Eldorado schlechthin verkörperten, sind nicht mehr gefragt. Der Grund: Die Musik wird heute im Web gekauft oder - in noch bedeutend höherer Zahl - illegal aus selbigem herunter geladen.

Revolution. Das World Wide Web ist eine Revolution und wer sagt, es habe eigentlich alles verändert, dem kann nicht widersprochen werden. Es sind individuell höchst unterschiedliche Erlebnisse, die vor allem das Tempo dieser Veränderungen manifestieren. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia, wo jeder Wissen sowohl abholen als auch einbringen kann, hat jene Institutionen ins Wanken gebracht, die noch vor wenigen Jahren Synonyme für globale Wissensvermittlung waren: den Brockhaus und die Britannica. Zuletzt war es sogar strittig, ob es überhaupt noch gedruckte Ausgaben geben würde. Der 30 bändige Brockhaus beinhaltet auf 24.500 Seiten rund 300.000 Stichwörter. Zum Vergleich: Wikipedia feierte im Vorjahr den zehnmillionsten Eintrag. Ähnlich geht es auch renommierten Warenhäusern, urbane Prunkstücke früherer Tage, die der Online-Konkurrenz, etwa durch Amazon, vielerorts nicht mehr gewachsen sind.

Der große Crash. Von großen Brocken wie Partnersuche, Meinungsbildung, Arbeitswelt und Freizeit bis hin zu Alltäglichem wie Online-Banking, Medienkonsum, Steuererklärung oder Internettelefonie - das Web hat sich in den Lebenswelten breit gemacht, sie beeinflusst und dort und da völlig umgekrempelt.

Holprige Frühphase. Nach einer holprigen und von Skepsis geprägten Frühphase des Webs ging es mit der Öffnung für die breite Masse so richtig los. In seiner relativen kurzen Geschichte war das Web auch schon Basis für einen globalen Verreiber an den Börsen mit anschließender Wirtschaftskrise. Das war 2001/2002, nur acht Jahre nachdem das World Wide Web der Öffentlichkeit geschenkt wurde. Ende der 90er Jahre war für Investoren alles, was nach Web roch, mutmaßlich erfolgversprechend.

Börsengang. Noch vor der tatsächlichen Umsetzung einer Geschäftsidee wurden gerade erst aus dem Ei geschlüpfte Firmen auch schon an die Börse verfrachtet. Auch dort wollte gar niemand so genau wissen, was die einzelnen Unternehmen eigentlich so tun, das Web-Etikett bzw. das Anhängsel ".com" war in dieser Zeit Garant für Kursexplosionen. Die Blase platzte. Krachbumm.

Globaler Werkraum. Doch, auch das ist ein Spezifikum des World Wide Web, das Debakel hat zwar viele Investoren um vieles ärmer gemacht, der Innovationskraft hat das aber kaum Einhalt geboten. Im Gegenteil, das Web ist wie ein globaler Werkraum, jeder darf an Programmen und Plattformen mitbasteln. Und so manche Idee lässt sich auch vergolden. Vor allem in den USA hat sich die Unternehmerlandschaft stark verändert. Das Google-Duo Brin und Page, das Facebook-Bubi Mark Zuckerberg - mit der klugen Umsetzung von Ideen schufen sie - kaum über 20 Jahre alt - binnen weniger Jahre Wirtschaftskolosse.