Die EU hat am Mittwoch eine weitere Strafe von 280,5 Millionen Euro gegen Microsoft verhängt. Zusammen mit dem bereits im März 2004 ausgesprochenen Bußgeld summiert sich das auf sagenhafte 777,5 Millionen Euro. Der Software-Riese habe eine Kartellentscheidung von 2004 nicht befolgt und nicht wie verlangt, anderen Firmen Zugang zu bestimmten Teilen des Programmcodes gewährt, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Falls Microsoft die Entscheidung weiter ignoriere, könnten ab 31. Juli täglich weitere drei Millionen Euro anfallen.

Verluste an Börsen. Schlimmer noch als das Bußgeld (insgesamt die höchste Summe gegen ein Unternehmen) war für Bill Gates der Verlust an den Börsen. Aktien von Microsoft verloren am Mittwoch zeitweise 1,3 Prozent ihres Wertes - damit wurden Milliarden verheizt.

Monopolist. In dem nicht enden wollenden Streit geht es um die Monopolstellung des Software-Riesen. Microsoft kontrolliert über 90 Prozent des Marktes für Betriebssysteme. Daher muss der Konzern Software-Entwicklern "umfassende und genaue" technische Informationen zur Verfügung stellen, damit diese Programme schreiben könnten, die reibungslos mit Windows zusammenarbeiten. "Ich bedaure, dass Microsoft mehr als zwei Jahre nach der Entscheidung sein illegales Verhalten immer noch nicht eingestellt hat", sagte Kroes gestern. "Die EU hat keine andere Wahl, als diese Strafzahlungen zu verhängen. Keine Firma steht über dem Gesetz".

"Die Hälfte reichte nicht". Ganz anders betrachtet man die Sache beim Softwarehersteller. "Uns wurde immer nur sehr vage gesagt, was die EU verlangt. Wenn es geliefert wurde, war es wieder zu wenig", erklärt Thomas Lutz, Sprecher von Microsoft Österreich. Die Hälfte der geforderten technischen Beschreibungen sei abgegeben, ergänzt Chefanwalt Brad Smith. "300 Leute arbeiten rund um die Uhr, um dem nach zu kommen. Die Frist endet eigentlich erst am 28. Juli", meint der Jurist. Nachsatz: Auch wenn man in die Berufung gehe, sei man um gute Beziehungen zur Kommission bemüht.