Die Bedeutung war uns damals keineswegs bewusst." Der 1945 in Bad Aussee geborene Peter Rastl gilt als Vater des Internets in Österreich. Er zeichnete federführend dafür verantwortlich, dass am Dienstag vor genau 20 Jahren zwischen der Universität Wien und dem Schweizer Kernforschungszentrum CERN eine Standleitung installiert wurde. Der 10. August 1990 sollte als jener Tag in die Geschichte eingehen, an dem Österreich gewissermaßen ins Netz ging. Heute vergleicht Rastl das Internet und seine Bedeutung mit der Erfindung des Buchdruckes.

Den eigentlichen Ausgangspunkt nahm das Internet deutlich früher - in den 1960er-Jahren in den USA. Das sogenannte Arpanet hatte ursprünglich einen militärischen Hintergrund, vernetzte jedoch ab 1969 vier US-Universitäten. Die ersten E-Mails gab es ab 1971, als Markstein gilt das Jahr 1983, als das Arpanet auf das noch heute gültige Netzwerkprotokoll TCP/IP umgestellt worden war. Entscheidend zur Massentauglichkeit des Internets hat ab 1989 der britische Forscher Tim Berners-Lee beigetragen, der das "World Wide Web" (WWW) am CERN etablierte.

Kein Stein auf dem anderen

Dann ging's schnell: 1993 stellte das CERN das WWW der Öffentlichkeit zur Verfügung - innerhalb von einigen Monaten wuchs die Population der Internetgemeinde auf mehr als sechs Millionen an. 1998 - in diesem Jahr ging auch die Seite von Suchmaschinen-Primus Google an den Start - zählte man weltweit schon fast 40 Millionen Nutzer. Rund um die Jahrtausendwende wurde die Schwelle von 100 Millionen PCs mit Internetverbindung durchbrochen. Im Dezember 2009 waren es weltweit dann schon mehr als eine Milliarde, Tendenz weiter stark steigend. Laut der Meinungsforscher von Integral nutzen heute fast drei von vier Österreichern ab 14 Jahren das Internet, wenngleich das Imas-Institut zu Jahresbeginn immerhin noch 41 Prozent der Österreicher als Internetasketen identifizierte. Die Entwicklung rein quantitativ zu dokumentieren, wird dem Phänomen Internet ohnedies nicht gerecht.

Qualitativ ist vielmehr bemerkenswert, dass sich laut aktuellen Studien mehr als sechs von zehn Befragten ein Leben ohne das Netz gar nicht mehr vorstellen können. Es gibt kaum einen Gesellschaftsbereich, den das Internet nicht nachhaltig verändert hat, vom Einkaufs- über das Kommunikationsverhalten bis hin zum Medienkonsum. Mehr als zwei Millionen Österreicher erledigen etwa ihre Bankgeschäfte im Netz. Seit 2003 hat sich die Zahl der Online-Shopper vervierfacht: Heute kaufen hierzulande rund 2,6 Millionen Menschen über das Internet ein.

In der Wirtschaft sind Pionierfirmen wie Google zu Finanzgiganten aufgestiegen. Das Wort "googeln" für eine Suche im Web ist seit 2004 sogar im Duden vertreten. Sogenannte "Social Networks" wie Facebook haben die globale Vernetzung - vor allem die der Jugend - verändert.

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