Als begeisterter Skifahrer gebe ich zu: Vieles am Skifahren ist eigentlich echt schrecklich. Zwangsbeglückung mit Hüttengaudi-Hits. Selbst die elegantesten Menschen wackeln in Skischuhen wie volltrunkene Pinguine durch die Gegend. Und die immer teurer werdenden Liftkarten sorgen ebenfalls für einen emotionalen Stangentorlauf. Doch dann kommt der Moment, wenn die Sonne in der Nase kitzelt. Wenn der Schnee unter einem glitzert. Und nach gekonntem Einkehrschwung in der Hütte der Kaiserschmarrn entgegendampft.

Video - Kaiserschmarrn mit Aussicht

Kaiserschmarrn ist halt unsere Nationalnachspeise. Deswegen wird er auch Touristen empfohlen. Warum? Er ist überregional. Im Gegensatz zu Salzburger Nockerln. Durch den Bezug zum Kaiser gehört er auch klar zu Österreich. Nicht zu den anderen Ländern der ehemaligen Monarchie oder kulturell verwandten Ländern wie Bayern. Es gibt bei uns natürlich ganz fantastische Nachspeisen, was unter anderem ein Erbe des Vielvölkerstaats ist. Topfengolatschen und Palatschinken etwa stammen aus Osteuropa. Dann gibt es Marillen- und Zwetschkenknödel, Apfelstrudel, Mohnnudeln. Die ganzen Torten: Sacher, Donauwelle, Esterhazy, Linzer, Malakoff, und und und.

Der Kaiserschmarrn lässt aber nicht nur die Kinderherzen höherschlagen. Er nimmt auch uns Erwachsene immer mit auf eine Reise in die Familientradition. Jede österreichische Küche hat mindestens schon einmal dieses traditionelle österreichische Gericht in der Herdpfanne zubereitet.

„Es geht schnell, ist einfach und schmeckt einfach himmlisch gut süß“, schwärmt auch Anna Pirker von der Moselebauer Hütte am Klippitztörl. Mit atemberaubendem Blick über die umliegende Bergwelt wandert hier jeder Kaiserschmarrn-Bissen selbstverständlich noch genussvoller über die Lippen. Die junge Generation scharrt beim gemütlichen Wirtshaus am Skiberg schon in den Startlöchern. Betritt man die Hütte, steht man de facto eigentlich schon unmittelbar in der Küche, denn der imposante Holzherd ist das Zentrum des kulinarischen Treibens. Dort rührt Tochter Anna gerade den Teig zusammen und betont: „Er muss unbedingt hausgemacht und kein Packungsgemisch sein. Dann steckt Liebe drin. Denn die Liebe zum Kaiserschmarrn ist hausgemacht.“

© Markus Traussnig

Die Mengenangaben beim Rezept sollte man laut Anna Pirker eher als Richtlinie hernehmen. Der Teig sollte schön glatt und nicht zu zähflüssig sein. Und ganz wichtig: „Bei unserem Rezept erspart man sich den Eischnee. Dafür darf man die Eier beim Hinzufügen nicht zu stark verquirlen“, erklärt sie. Das Ergebnis: Fluffig, flaumig, süß und einfach unwiderstehlich. So wie ein Kaiserschmarrn eben sein sollte. Zum sich reinlegen und damit zudecken!

Doch bleiben wir bei einem unverrückbaren Faktum. Das Rezept kann noch so ausgeklügelt, die Technik noch so ausgereift sein – man wird immer wieder an einer unbezwingbaren Hürde scheitern: Kaiserschmarrn lebt vor allem auch vom Ausblick beim Essen.

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