Canochie, zu Deutsch der Zungenbrecher „Fangschreckenkrebse“, sind jene köstlichen Meeresbewohner, die man roh und nur mit ein wenig Zitrone und Olivenöl verspeist, die aber auch gegrillt sehr gut munden. Die Fangschreckenkrebse gaben der einfachen Fisch-Kneipe im Zelt (Chiosco) in der Werft von Villaggio del Pescatore ihren Namen. Sie werden dort auch serviert und zu Pasta-Sugo verarbeitet.
Fabrizio Lenarduzzi, Chef der Werft, hatte die gute Idee, auf dem freien Platz neben dem Büro-Gebäude ein luftiges Zelt zu errichten und im Sommer und nur im Sommer dort groß aufkochen zu lassen. Der kroatische Koch lässt sich in der Outdoor-Küche bei der Arbeit zusehen. Ein Vergnügen, wie er die Pasta in der großen Pfanne schwenkt und das Fritto Misto garniert. Nichts bringt ihn aus der Ruhe. Nicht nur die Arbeiter der Werft danken es ihm, sondern auch Einheimische und Touristen. Mittlerweile ist Canociadas Ruf, dass man hier gut und einfach essen kann, bis nach Triest geeilt. Meist sind die bunt karierten Kirchtagstische voll besetzt.
Das Speisenangebot findet auf zwei Seiten Platz und ist typisch für die Meeres-Region. Es vergeht kein Besuch, an dem wir nicht einen Berg der köstlich zubereiteten, frischen Pedoci alla Scotadeo bestellen. Das sind Miesmuscheln (Cozze), die im Golf von Triest gezüchtet werden und auf Triestinisch Pedoci heißen. Sie werden in einer molligen Weißweinsauce serviert und sind, je nach Laune des Küchenchefs, pikant bis zu einer leichten Schärfe gewürzt. Das cremige Baccala (Stockfisch) ist eine Spezialität des Zeltes, es türmt sich auf drei getoasteten Weißbrotschnitten.
Täglich wird der Fang des Tages propagiert, einmal Branzino, ein andermal Scholle oder Zahnbrasse. Gegrillt fallen sie manchmal etwas trocken aus. Riesig sind die bunten Salatschüsseln mit knackigen Salaten. Die Pastavariationen reichen von Spaghetti Vongole, Risotto ai frutti di mare, Pasta con Canocie bis zur einfachen Art mit Tomaten und Fleischsugo, die übrigens, so normal sie sind, zum Preis von 7 Euro wunderbar schmecken. Sardinen und die größere Form Sardoni sind knusprig gebacken und das Fritto Misto und die Kalamari nicht einmal im Ansatz ölig. Denn gutes Öl zum Frittieren ist in Italien Ehrensache. Sogar ein Wiener Schnitzel könnte man haben, das wir allerdings nicht gekostet haben.
Die gummiartigen Palacinke espresse sollte man meiden, sie kommen aus der Mikrowelle und man beherrscht deren Zubereitung nicht wirklich. Dafür kann man sich getrost am Zitronensorbet oder an der Crema al cafe gütlich tun. Der Espresso schmeckt sowieso bestens und auch die Weine, die für das Canociada extra abgefüllt werden, sind immer in Ordnung.
Elisabeth Tschernitz-Berger