Obertilliach ist wohl so etwas wie der Prototyp des bäuerlich romantischen Vorzeigeortes in Österreich: So viel Holz, so viele vorbildlich restaurierte Bauernhöfe, so viel Duft nach frischem Heu sowie Menschen, die auch den Fremden auf der Straße grüßen. Ja, das gibt es noch. Gut, rundum hat sich der Borkenkäfer engagiert betätigt, darunter leiden das Kärntner Lesachtal und dessen Fortsetzung, offiziell Osttiroler Gailtal genannt, inoffiziell auch Osttiroler Lesachtal.

Obertilliach ist trotzdem Land- und Wanderurlaub vom Feinsten (und im Winter Biathlonzentrum), es gibt mehrere Einkehrmöglichkeiten, aber keine einzige mit Punktebewertung in einem Lokalführer. Da würden wir Falstaff, Wirtshausführer & Co. gerne einen Tipp geben: Im Gasthof Unterwöger, unweit der Talstation der Gondelbahn auf den Golzentipp, haben wir mehrmals von gut bis sehr gut gegessen. Zum Start etwa eine rahmige Selleriecremesuppe, mit gerösteter Sellerie-Einlage oder einen ausgezeichneten Tomaten-Mozzarella-Rucola-Teller – nicht überladen, Rucola nicht – wie so oft – in Megaportion, sondern dosiert. Das Salatbuffet wird gut gepflegt, mehrere Öle und Essige stehen zur Wahl.

Osttirol steht für Schlipfkrapfen. Die schwimmen hier förmlich in gebräunter Butter, sind gut kartoffelgefüllt und mit Parmesan getoppt, der Teig hat die rechte Konsistenz. Das Lammpfandl wird von eigener Weide bzw. eigenem Stall „beliefert“, Kotelett, Braten und Ripperl sind zartfleischig, die Soße dazu vielleicht etwas zu rustikal. Dazu gibt’s (etwas zu kernige) Strankerl mit ordentlich Speck angereichert. Ebenso zart und gut zugeputzt das Rumpsteak vom Rindfleisch aus eigener Landwirtschaft, die Kräuterbutter gibt dem Gericht den Pep, die Pommes sind okay. Das Forellenfilet kommt in Wandererportion auf den Teller, auf den Punkt gegart saftig und begleitet von schön knackigem, buntem Gemüse.

Darf es danach etwas Süßes sein? Wir können die Palatschinken empfehlen. Nicht – wie so oft – aufgewärmt – sondern pfannenfrisch und flaumig, gut marmeladengefüllt, ja, die machen Spaß. Selbigen haben hier auch die Hausgäste, die bei Halbpension aus der A-la-Carte-Karte wählen dürfen, was ihnen Gusto macht. Das verdient Extralob – wie auch der junge, freundlich flotte Service.