Beginnen wir mit den Mehlspeisen. Weil: Die sieht man als erstes, betritt man das gemütliche Café der Familie Krainer in Langenwang. Hinter einer großen Theke lächeln sie einen an, diese Süßen: Von der Erdbeerschnitte über die Sachertorte bis hin zum Nusskipferl zeigt sich das Können der hauseigenen Konditorei gleich von seiner besten Seite. Aber schmecken all diese Mehlspeisen auch so gut, wie sie aussehen? Mal schauen. Wir sind ja nicht nur deswegen da. Wir wollen zuerst einmal was Herzhaftes.

Das gibt’s hier einerseits im Fine-Dine-Bereich, etwas weiter hinten, wenn man das Café durchquert. Dort sieht’s ein bisschen moderner aus. Donnerstags bis samstags kocht Hausherr und Grand Chef Andreas Krainer hier seine regionale Kreativküche auf, für die er mit vier Hauben im Gault Millau ausgezeichnet wird. Aber heute ist Mittwochmittag, also biegen wir vor der Mehlspeis-Theke links ab und gehen schnurstracks ins Wirtshaus. Also, bitte Platz nehmen im wunderbar hellen Wintergarten, und los geht’s.

Rindssuppe mit Wurzelwerk und Brandteig-Speck-Krapferl.
Rindssuppe mit Wurzelwerk und Brandteig-Speck-Krapferl. © Lucas Palm

Das Mittagsmenü um 13,90 Euro klingt super: Rindssuppe mit Wurzelwerk und Brandteig-Speck-Krapferl als Vorspeise, Szegediner Gulasch vom Woazschwein als Hauptspeise. Aber das kleine, sehr feine A-la-Carte-Angebot eben auch. Um 7,40 Euro gibt’s da nämlich eine „Rindsuppe Österreich“ mit dreierlei österreichischen Einlagen und Wurzelwerk. Heißt: mit Kaspressknödel, Fleischstrudel und Leberknödel. Und ja, das schmeckt genauso gut wie es klingt, nämlich nach kulinarischer Dreifaltigkeit auf gut Österreichisch. Himmlisch auch die kräftige Bouillon, die authentischer, echter nicht schmecken könnte: reinste, rustikalste Rinderessenz ist das, ohne irgendwelche Geschmacksverstärker.

Apropos Rind: Auch das Beef-Tatar vom Pöllauer Rind (19,40 Euro) schmeckt nach dem, was es ist, nämlich steirisches Rind – und wird nicht ertränkt in Ketchup, Kapern und Essiggurkerln. Vorsicht nur vor der Chilisauce, die zusammen mit dem herzhaft in Butter gebratenen Toast gereicht wird. Wie der sehr aufmerksame Service warnt: „Die ist scharf, und zwar wirklich scharf!“ Umso mehr sei an dieser Stelle eines der vielen Craft-Biere aus der Steiermark empfohlen, die es hier gibt. Die helfen, falls es brennt. Stellvertretend für die beeindruckende Auswahl an offenen Weinen sei der Wiener Gemischte Satz vom Weingut Wieninger genannt.

Beef-Tatar vom Pöllauer Rind.
Beef-Tatar vom Pöllauer Rind. © Lucas Palm

Der nämlich passt hervorragend zur Hauptspeise aus drei heimischen Fischfilets (27,50 Euro): Lachsforelle, Saibling und Wels. Natürlich alle aus Österreichs Traumgewässern. Auf den Punkt gebraten und abgeschmeckt, liegen die Filets auf dünnen Bohnen- und Kohlrabi-Streifen, die Krainer von Gemüsegärtnern unweit von Langenwang bezieht. Besagte Streifen schwimmen in der herzhaften Knoblauchbutter, die sich traumhaft um die selbstgemachten Bärlauchnudeln legt. Eine Klasse für sich sind sie, diese Nudeln. Dasselbe gilt für den pikanten Germknödel (17,50 Euro) mit Frischkäse-Pilz-Fülle, brauner Butter und Paprika-Kraut-Gemüse. Das Gemüse ist bissfest gebraten und ein gekonnter Kontrast zur Flaumigkeit des Knödels – großartig!

So, und wie schmecken sie jetzt, die Mehlspeisen? Was wir vom Nusskipferl – endlich mal ein Nusskipferl mit wirklich viel Nuss! –, der Erdbeerschnitte und dem Topfenkuchen sagen können: Es lohnt sich, auch nur dafür nach Langenwang zu fahren!

Pikanter Germknödel mit Frischkäse-Pilz-Fülle.
Pikanter Germknödel mit Frischkäse-Pilz-Fülle. © Lucas Palm