Ein Platz in der "roten Bibel"  ist unter Spitzenköchen heiß begehrt. Jahr für Jahr fiebern Foodies rund um den Globus der neuesten Auflage des berühmten Restaurant-Führers entgegen. Denn die Sterne, die die Michelin-Tester vergeben, gelten in der Szene als Ritterschlag. Den geadelten Köchen ist kommerzieller Erfolg so gut wie garantiert. Und nicht nur den besternten Restaurants selbst. Wie man am Beispiel der slowenischen Köchin Ana Roš beobachten kann, profitiert durch hohe Bewertungen nicht nur der Betrieb selbst, sondern die Gastronomie eines ganzen Landes.

Auch in Österreich gibt es Michelin-Sterne. Diese werden allerdings nur noch in den Städten Wien und Salzburg vergeben, die vom „Guide Michelin – Main Cities of Europe“ abgedeckt werden. Spitzenköche in anderen Städten oder gar ländlichen Regionen werden somit überhaupt nicht berücksichtigt.

Ana Roš erhielt unlängst im Guide Michelin Slowenien den dritten Stern und sorgt dadurch für Schlagzeilen auf der ganzen Welt
Ana Roš erhielt unlängst im Guide Michelin Slowenien den dritten Stern und sorgt dadurch für Schlagzeilen auf der ganzen Welt © Nebojsa Tejic/STA

Umso erfreulicher eine Aussendung des Parlaments, in der verlautbart wurde, dass sich der Tourismusausschuss einig sei: Der Gastronomieführer Guide Michelin soll wieder nach Österreich kommen. Österreich sei ein Land mit ausgeprägter kulinarischer Tradition, das sich durch seine Vielfalt an hochwertigen regionalen Spezialitäten und die Verwendung qualitätsgesicherter Lebensmittel auszeichnet, zeigten sich Franz Hörl (ÖVP) und Barbara Neßler (Grüne) überzeugt.

Zugleich leiste die Positionierung Österreichs als Genuss- und Kulinarik-Destination einen entscheidenden Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Tourismusstandorts. Die beiden Regierungsparteien wollen daher Maßnahmen setzen, die zur besseren Sichtbarkeit des kulinarischen Angebots in Österreich beitragen. Ein entsprechender Ausschussantrag erhielt auch die Zustimmung der SPÖ. Vorteile erhoffen sich die Abgeordneten aller Fraktionen durch ein Comeback des Guide Michelin nach Österreich.

Harald Irka (St. Andrä im Sausal): "Wenn er wirklich wieder kommt, wäre es eine Sensation! Nicht nur für die Gastronomie, sondern für ganz Österreich! Der Werbewert ist unbezahlbar und man merkt momentan einen ganz besonderen Spirit in der heimischen Gastronomie."
Harald Irka (St. Andrä im Sausal): "Wenn er wirklich wieder kommt, wäre es eine Sensation! Nicht nur für die Gastronomie, sondern für ganz Österreich! Der Werbewert ist unbezahlbar und man merkt momentan einen ganz besonderen Spirit in der heimischen Gastronomie." © Kirchgasser

Die Sichtbarkeit des kulinarischen Angebots in Österreich beeinflusse auch die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Tourismus, unterstrich Julia Seidl (NEOS). Während der zugrundeliegende Antrag abgelehnt wurde, wurde der Antrag der Regierungsparteien mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und SPÖ beschlossen. Ein von den Oppositionsparteien eingebrachter Ausschussantrag, worin sie einen zeitnahen Abschluss der Verhandlungen anstreben, um den Guide Michelin im Jahr 2025 wieder in ganz Österreich einzuführen, wurde einstimmig angenommen.

Bereits im Frühjahr dieses Jahres wurden im Zuge eines Tourismusgipfels in Salzburg, bei dem einflussreiche Vertreter der Gastrobranche vertreten waren, die Weichen dafür gestellt. Das Fachmedium "Kalk&Kegel" sammelte dazu Unterstützungen von rund 20.000 Menschen aus der Gastronomie und aus dem Tourismus. Jetzt scheint es so, als wären all die Bemühungen doch nicht umsonst gewesen.