Das erste Mal wahrgenommen habe ich Juan Amador 2008. Damals erteilte er ntv-Chefmoderator Christoph Teuner Hausverbot in seinem 3-Sterne-Restaurant in Langen bei Frankfurt. Dieser bezeichnete Amadors Arbeit in einer Kritik als „Küche für konzentrationsgestörte Pseudo-Feinschmecker“. Und beleidigte im gleichen Text auch dessen damalige Frau. Amador konterte und zeigte Rückgrat. Und danach ging es eine Zeit lang heiß her, im multimedialen Gastro-Zirkus unserer nördlichen Nachbarn. Irgendwann hatten sich dann aber alle wieder lieb.

Juan Amador ist der erste und einzige Drei-Sterner in Österreich
Juan Amador ist der erste und einzige Drei-Sterner in Österreich © Oliver Wolf
Zander vom Neusiedler See, Spitzkohl, Luma-Schwein und Gulaschsaft
Zander vom Neusiedler See, Spitzkohl, Luma-Schwein und Gulaschsaft © Lukas Kirchgasser

Der Sohn spanischer Gastarbeiter sorgte immer schon für Gesprächsstoff. Positiven wie negativen. Zu Beginn machte er vor allem durch Talent von sich reden. Anfang der 90er dann der erste Stern. Nach einigen ebenfalls besternten Stationen dann 2004 das erste eigene Restaurant. Das „Amador“ in Langen wurde 2008 mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Die höchste Ehre für die kochende Zunft. Wirtschaftlich ist es nicht immer so gut gelaufen: 2009 musste er sein Zweitrestaurant „Tasca“ schließen. Das „Amador“ schloss 2011. Der Küchenchef zog aber nahtlos in ein anderes, zuvor unter anderem Namen von ihm betriebenes Restaurant in Mannheim, wo die drei Sterne bestätigt wurden.

Im November 2012 musste die Amador AG Insolvenz anmelden. Der Restaurantbetrieb ging jedoch weiter. 2015 dann das endgültige Ende für sein Restaurant „Amador“ in Mannheim. Dafür entwickelte er für das „Goodwood Park Hotel“ in Singapur das kulinarische Konzept. Das Restaurant mit dem Namen „Alma“, bekam 2016 ebenfalls den heiß begehrten Stern.

Wenn einen nichts ablenkt, lässt es sich am besten genießen
Wenn einen nichts ablenkt, lässt es sich am besten genießen © Lukas Kirchgasser

Der Paukenschlag kam dann 2016. Amador wechselte der Liebe wegen nach Wien und eröffnete hier ein „Wirtshaus“. Dass die Küche des deutschen Kochs doch ambitionierter war, zeigte sich bald. Denn 2017 konnte er auf Anhieb zwei Sterne erkochen. Und gehörte damit zu den vier bestbewerteten Chefs der Stadt.

Zwei Jahre später kam es dann zum ultimativen Aufreger in der heimischen Gastroszene. Als 2019 nämlich erstmals ein österreichisches Restaurant vom Guide Michelin mit der Höchstwertung von drei Sternen geadelt wurde, war das ausgerechnet Juan Amador. Nicht etwa der schon lange kolportierte heimische Ausnahmekoch Heinz Reitbauer. Nein. Ein „Piefke“ mit spanischen Wurzeln. Und dann noch einer der irgendwie international kocht. Und so gar nicht österreichisch. Da echauffierte sich auch so manch einer im österreichischen Gastro-Feuilleton.

Und Amador? Der blieb cool. Und freute sich. Natürlich! Denn, „gesunde Konkurrenz macht alle besser“. Und seitdem ist es positiv ruhig geworden, um den großen Küchenmeister. Das wurde einem erst in diesen Tagen wieder bewusst. Am Montag in dieser Woche war sein Name nämlich plötzlich doch wieder österreichweit im Gespräch. Der „Falstaff-Guide 2023“ katapultierte ihn mit der Höchstzahl von 100 Punkten neben Heinz Reitbauer an die Spitze.

Geeiste Beurre Blanc, Royal Caviar, Hasselnussmilch und Malzbrot
Geeiste Beurre Blanc, Royal Caviar, Hasselnussmilch und Malzbrot © Lukas Kirchgasser

Der Sturkopf mit dem Stierkopf im Logo hat also wieder einmal vieles richtig gemacht. Und Amador hat bestimmt auch sehr bewusst den Stier als Leitbild gewählt. In der europäischen Mythologie steht dieser nämlich als Zeichen für die Fruchtbarkeit. Vor allem aber auch für die allgewaltige Kraft der Drehbewegung des Himmels.

Den kulinarischen Himmel hat Amador durch jahrzehntelanges Erkochen von Sternen zweifelsohne positiv zum Rotieren gebracht. Man kann davon ausgehen, dass er ihn auch künftig hell erstrahlen lassen wird.