Die Bedingungen, unter denen der Riesling in Kitzeck-Sausal wächst, sind abenteuerlich – teils steile und hohe Lagen bis zu 600 Meter, karge und knochentrockene Böden trotz der Menge an Niederschlag, heiße Tage, kalte Nächte bis zur späten Lese im November. Doch all das macht dem Riesling nichts aus. Im Gegenteil.
Das Spannungsspiel zwischen Kühle und Wärme spiegelt sich im Wein wider. Ein Duft von Pfirsich und Marille fängt sich im Glas, „der Schiefer verleiht ihm die Würze und die Höhenlage eine gewisse Enge am Gaumen“, sagt Gerhard Wohlmuth. Schlank und straff, finessenreich und komplex präsentieren sich die Rieslinge aus Kitzeck-Sausal. Eine einzigartige Kombination, die auch international gefragt ist.
Von Japan bis USA
Beide Weingüter gehören zu den Riesling-Fans und Förderern der ersten Stunde. Die junge Generation sorgt mit ihren Weinen für frischen Wind und fährt damit Bestnoten ein. „Der Riesling war schon das Steckenpferd meines Vaters“, erinnert sich Stefan Schauer. Zwei Hektar waren bereits ausgepflanzt, als er mit seinem Bruder Bernhard 2009 in das elterliche Weingut einstieg.
Charaktervoll
Vor allem in jungen Jahren hat der Riesling zu kämpfen. Anders als in der Wachau, wo mit Wasser aus der Donau nachgeholfen wird, leben die Reben in Kitzeck-Sausal nur vom Niederschlag. Um zu überleben, schlagen sie ihre Wurzeln tief in den Boden, der kaum Wasser speichert. Das formt den Charakter.
Üppig und schmeichelnd wie noch vor ein paar Jahrzehnten schmeckt die Spezialität aus Kitzeck-Sausal nicht mehr. Sie schmeckt auch anders als jeder andere Riesling auf der Welt. Denn die Mineralität der roten, grauen und blauschwarzen Schieferböden, die das Urmeer auf dem Inselberg vor 400 Millionen Jahren zurückließ, der alpine Einfluss des Klimas und kundige Winzerhände formen einen einzigartigen Wein.
Birgit Pichler