Früher wurden Fish and Chips an den Straßenstandeln von London in alte Zeitungen gepackt, wobei statt der Erdäpfelspalten oft Brot gereicht wurde und der Fisch kalt war. Heute wird das Traditionsgericht in Plastikboxen oder Papierstanitzel gefüllt - mit lebensmittelechtem Zeitungsaufdruck. Wer das Gericht in einem Lokal bestellt, bekommt Malzessig dazu. Er wird über die Erdäpfel geträufelt. Ob man Guinness, Pils oder Lager für den Backteig verwendet, ist Geschmackssache, Hauptsache die Panier bleibt knusprig.
Kulinarische Freuden
Wer Großbritannien nur auf das heimliche "Nationalgericht" reduziert, verpasst aber eine Menge anderer kulinarischer Freuden. Wobei das Wort in der Nachkriegszeit wohl keiner in den Mund genommen hätte - rund 15 Jahre Lebensmittelrationierung ruinierte fast alles, was von der gehobenen französischen und der schlichten, aber wohlschmeckendeneinheimischenKüche geblieben war.
Der Ruf vom langweiligen, pappig-schweren britischen Essen ging schneller um die Welt als die Kunde von der Erfindung der Dampflok. In den 80ern machten sich ein paar Küchenchefs an die Rehabilitierung. Gehört wurden sie allerdings erst in den 90ern.
Spätestens heute sollte das Vorurteil vom Tisch sein - TV-Köchen wie Jamie Oliver, Gordon Ramsay und Delia Smith sei Dank. Die Bücher der erfolgreichsten britischen Kochbuchautorin verkauften sich rund 20 Millionen Mal. Mit Heston Blumenthal gelang in den 90ern die Anbindung an den Molekulartrend.
Traditionelle Gerichte wieder im Trend
Generell liegt das Wiederentdecken traditioneller Rezepte im Trend. Auch Fish and Chips kommen in der gehobenen Küche immer wieder vor - unter anderem in Fischlolly-Form mit Erbseneis. Sternekoch Gary Rhodes macht mit kreativen Interpretationen von Fischkuchen, Ochsenschwanz und Brotpudding Furore.
Langweilig wird es einem vor Ort sicher nicht: Der Bevölkerungs-Multikultimix spiegelt sich in den Kochtöpfen wider. In London allein hat man etwa die Qual der Wahl unter rund 3000 indischen Lokalen.
Rezept: Fish and Chips
Zutaten für 4. Für den Fisch: 3/4 kg Kabeljaufilet (oder anderer weißfleischiger Fisch wie Scholle), Meersalz, Pfeffer, Frittieröl, 370 g Mehl, 4 gestrichene TL Backpulver, 300 ml helles, kaltes Bier; für die Mushy Peas: 1/4 kg TK-Erbsen, Blätter von 5 Minzestängeln, etwas Butter, etwas Zitronensaft; für die Pommes: 3/4 kg große, mehligkochende Erdäpfel, Frittieröl.
Zubereitung: Für die Chips die Erdäpfel in möglichst gleich große Pommesstifte schneiden. In Salzwasser 4 bis 5 Min. vorkochen, bis sie weicher sind, aber nicht abbrechen. Einzeln auflegen, ausdampfen und gut trocknen lassen. Butter in einen Topf geben und Tiefkühlerbsen mit Minze 5 bis 7 Min. dünsten, eher grob pürieren. Mit Zitronensaft, Salz, Pfeffer abschmecken. Frittieröl auf 175 Grad erhitzen, Ofen auf 170 Grad vorheizen. Fische portionieren, mit Salz und Pfeffer beidseitig einreiben. Mehl, Backpulver und Bier gut verquirlen, die Fischstücke zuerst in Mehl wälzen, abklopfen, dann in die Biermischung tauchen, abtropfen lassen und goldbraun frittieren (ca. 4 bis 5 Min.). Fischstücke im Ofen warm stellen, nicht übereinanderschichten! Erdäpfel im gleichen Fett bei 180 Grad frittieren. Auf Küchenpapier abtropfen lassen, salzen, mit Erbsenpüree anrichten.
Birgit Pichler