In Dubrovik kehrt langsam Ruhe ein. In der kroatischen Stadt an der Adria ist das Good Food Festival über die Bühne gegangen. Und es ist eine zauberhafte Bühne – hinter mächtigen mittelalterlichenStadtmauern schimmern die Pflastersteine der Altstadt im Laternenlicht. Abends, im Spätherbst, finden sich kaum Touristen in der Innenstadt.
Die Tagestouristen, die sich im Sommer durch das historische Zentrum mit Unesco-Welterbestatus wuzeln, und auch die Serien-Junkies sind weitergezogen. Drei Jahre lang war Dubrovnik immer wieder Drehort der Fantasy-Serie Game of Thrones (GoT). Seither sind GoT-Stadtführungen der Renner und jeder Stein, jede Treppe, die eine Rolle gespielt hat, wird in Dubrovnik alias Kingslanding (Königsmund), von den Fans erobert.
Glänzender Mittelpunkt
Nachts liegt Stradun, die große Straße, wie leer gefegt da. Nur aus den Seitengassen klingt leise Musik. Würde man wie eine der vielen Tauben über die Stadt fliegen, würden die große Straße und ihre Seitenarme wohl wie ein grob gezeichnetes Fischgerippe aussehen. Um beim Thema zu bleiben - in diesen Rippen verstecken sich zwischen Lebensmittelläden, Boutiquen und Touristenfallen auch einige ausgezeichnete Weinbars und Fischlokale. Natürlich – schließlich liegt die Stadt am Meer.
In Ston auf der Insel Potomje, quasi vor der Haustür, werden Austern gezüchtet. Fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte gehören zu den täglichen kulinarischen Freuden Dubroviks.
Kleiner kulinarischer Seitensprung: Auf der Insel gedeihen auch die Matuško-Weine wie etwa ein fabelhafter Dingač, den man in der Weinbar Matuško in Dubrovnik zur Verkostung bereithält. Ganz hervorragend auch die Weine in der Malvasia Weinbar.
Andrej Barbieri
Wie man die kleine Bar findet, erklärt Andrej Barbieri, einer der besten Küchenchefs Kroatiens, in wenigen Worten: „Vom großen Tor, die vierte Gasse rechts.“ Mit einem Galadinner hat er sich in die Herzen der Festivalbesucher gekocht und entert nun zufrieden einen Holzstuhl vor der Bar. Was der Spitzenkoch mit dem Auftreten eines Opernsängers heute Abend gezaubert hat, kann man sich auf der Zunge zergehen lassen - etwa Salat aus rohen Calamari, Olivenstaub und schwarzer „Tinte“, außerdem Mönchsfisch mit Steinpilzen in einer klaren Fischsuppe, konfierte Entenkeulen mit Karfiol-Käsesoufflé und Trauben. Danach noch Schokokuchen mit Fleur de Sel. Einfach wunderbar.
1479 Meter Weltrekord-Strudel
Und weil das Schwelgen so schön ist – beim Good Food Festival lieferte man generell eine Spitzenleistung, nicht nur in punkto gehobene Gastronomie. Der Landkreis Karlovac etwa wartete mit einer gütig lächelnden Landfrau auf, die einen Strudelteig – locker in der Größe eines Tischtennistisches - in der Luft herumwirbelte und ihn dann über den kompletten Tisch zog. Wer jemals Strudel selbst gezogen hat, weiß, was das heißt. Es ist die „kleine Ausgabe“ vom Guinness-Strudel - wie wir erfahren. Mit Bier hat das nichts zu tun. Mitte Juni schaffte man in Jaškovo den Strudel-Weltrekord.
Exakt 1.479 Meter, gefüllt mit Äpfeln und Trauben aus der Region, schafften es unter einem sonnigen kroatischen Himmel ins Guinness Buch der Rekorde. Immerhin rund 653 Kilo Äpfel, etwa 50 Kilo Zucker und 10 Kilo Zimt wurden neben 825 Kilo Mehl für den Weltrekordstrudel verwendet. Es galt 703,74 Meter aus dem Jahr 2009 aus Brüssel zu schlagen. Übung gelungen. Und der Strudel schmeckte famos.
Bärenschinken
Ganz nebenbei wartet man Spezialitäten aus der Region auf - luftgetrockneten Wildschinken, Bärenschinken, Steinpilzsuppe, Wildschweingulasch mit Kürbisnockerl – und Kastanientorte.
Neben wohl portionierten Workshops - etwa zum Thema Raw Food mit der kroatischen Buchautorin MihaelaDevescovi – gab's auch Ausflügen in die internationale Küche (z.B. „Würziges Indien“ mit Gastkoch und DJ Stephen) und - ins Nachbarland Österreich.
Aus Graz, Dubrovniks Partnerstadt, reisten Michael Hebenstreit vom Restaurant Eckstein und Milivoj Novak vom Starcke Häuschen nach Dubrovnik. Jede Menge Kühlkisten im Gepäck – unter anderem mit 25 Kilo Saibling aus der Heimat. Kleiner Wermutstropfen für die beiden: Die Küche und den festlichen Speisesaal des Hotel Lapad trennten ein paar Hundert Meter unter freiem Himmel. Und der wollte es an diesem Abend nass. Dass der Abend trotzdem nicht ins Wasser fiel, war der Professionalität und Routine der beiden Küchenchefs geschuldet.
In Hammer-Qualität kamen Biosaibling mit Kürbis, Zweierlei vom Schwein aus dem Vulkanland (geschmorte Wangerl und rosa gebraten) mit dicken Bohnen und Kernölbrotbröseln, außerdem mollige Topfenknödel auf den Tisch. Bravo! Wahrlich würdige Repräsentanten der Stadt Graz.
Birgit Pichler