Die österreichische Küche in New York feiert ein Comeback. Der neueste Erfolg ist das "Seasonal", das von zwei jungen Exilösterreichern betrieben wird. Hier haben, bei Wiener Schnitzel, Gulasch und Grünem Veltliner all die, die Wiener Küche mögen, eine neue Heimat gefunden. Das "Restaurant und Weinbar", in der 58th Street zwischen Carnegie Hall und Metropolitan Oper konnte nun das Einjährige Bestehen feiern.

Wir betreten einen schmalen, hellen Raum. Ein paar Blumen, dezente Gemälde an den weißen Wänden, in der Mitte eine halbrunde Bar mit Lederhockern. Als erstes serviert uns Eduard Frauneder, einer der beiden Wirte, die Vorspeise: Ravioli mit Wildpilzen und Schlutzkrapfen, Nudeln gefüllt mit Ziegenkäse an Champagnerschaum. "Wunderbar", sagt Georg, ein österreichischer Kollege, den ich, die Berlinerin, als Tester mitgenommen habe.

Das "Seasonal" gehört Frauneder und Wolfgang Ban. Die beiden Köche haben sich am Kulinarischen Institut in Wien kennengelernt. Seit mehr als zehn Jahren leben sie in New York.

Nun lässt Frauneder ein Zwischengericht servieren: Eine Spargelstange mit Sauce Hollandaise und Tiroler Speck. "Sehr zart", lobt Georg. "Den Spargel fliegen wir aus Frankreich ein", erklärt Frauneder. Aber die meisten Zutaten beziehen sie aus dem Umland von den Biofarmen. "Wir haben nur wenige Gerichte auf der Speisekarte, die aber frisch, je nach Saison." Daher der Name.

Krise überstanden

Erst nach ein paar Jahren als Caterer wagten es die beiden, ihren eigenen Laden aufzumachen. Das kostete Mut und Geld. "Viele Gäste haben uns dazu geraten, und für uns war es die Erfüllung eines Traums". Sie fanden die Location, nahmen einen Kredit für die Renovierung auf, und luden zur Eröffnung ein. Genau zu dem Zeitpunkt drohte die nächste Krise, ihre Träume zu vernichten: Die Wall Street brach ein. "Aber wir haben uns nach dem ersten Schreck wieder erholt", sagt Frauneder. "Inzwischen haben wir ein solides Stammpublikum."

Damit schenkt er uns Wein nach, burgenländischen Chardonnay. Die beiden haben keinen Sommelier, sie empfehlen selber ihren Gästen die Weine. Zum Chardonnay kommen unsere Hauptgerichte: Wiener Schnitzel und Zwiebelrostbraten, zartrosa. "Das ist eher amerikanisch", sagt Georg. "In Wien wäre der durchgebraten." "Das Fleisch kaufen wir in Kalifornien", sagt Fraueneder. "Und das Lammfleisch kommt aus Colorado. Wir schauen uns alle unsere Lieferanten genau an."

Das Schnitzel, zartes paniertes Kalbfleisch, ist so groß wie der Teller. Wie soll ich das bloß schaffen? Frauneder grinst. "Manche Amerikaner beschweren sich, dass ihnen die Portionen zu klein sind", sagt er.

Die New Yorker Restaurantkritiker lieben das "Seasonal". "Der Food Critic von der New York Times kommt regelmäßig zum Lunch hierher", sagt Frauneder. Das ist eine tolle Empfehlung.