Wenn sich der Tag zu Ende neigt, blickt man von Terrasse des Seehotels auf das letzte Scheinwerferlicht der Natur. Das strahlt durch eine Bergsenke exklusiv auf die gegenüberliegende Villa Castiglioni, ein Baujuwel aus der Gründerzeit. Camillo Castiglioni, ein Finanz- und Aktienspekulant, galt nach dem Ersten Weltkrieg als reichster Österreicher. Seiner Frau Iphigenie soll er schon einmal einen Eisenbahnwaggon voller Rosen geschickt haben.

Der Blick über das Wasser des Grundlsees zur Villa ist einer der schönsten, die das Steirische Salzkammergut zu bieten hat. Wenn das historische Grundlseeschiff „Rudolf“ den Anblick kreuzt, ist die Postkartenidylle perfekt. Das alles beruhigt und entschleunigt. Wir speisen mit Freunden an einem sonnigen Tag direkt am Wasser. Die Sonnenschirmlandschaft beschattet perfekt.

Nicht perfekt abgestimmt: Ceviche vom Ausseer Saibling 
Nicht perfekt abgestimmt: Ceviche vom Ausseer Saibling  © Gerhard Pliem

Als Vorspeise begeistert die Burrata mit Ochsenherztomaten und Salzzitrone (17 Euro) mit elastischer Konsistenz und cremiger Käsemasse in der Mitte. Die Trendkäsesorte geht mit den Tomaten wie selbstverständlich eine sehr harmonische geschmackliche Beziehung ein. Bei der Ceviche vom Ausseer Saibling (21 Euro) gehen Marinade und Fisch eher getrennte Wege.

Zum Dahinschmelzen: geschmortes Lamm mit Wurzelgemüse und Polenta
Zum Dahinschmelzen: geschmortes Lamm mit Wurzelgemüse und Polenta © Gerhard Pliem

Als Hauptgang habe ich das geschmorte Lamm aus dem Authal mit Wurzelgemüse und cremiger Polenta (29 Euro) bestellt. Das zarte Fleisch ist zum Dahinschmelzen, die einreduzierte Sauce bringt die notwendige Kraft locker auf den Teller, die Polenta schmeckt. Meine Begleitung genießt die gefüllten Teigtaschen (25 Euro) mit Ricotta, Wildkräutern und Salzzitrone.

Gefüllte Teigtaschen mit Ricotta, Wildkräutern und Salzzitrone
Gefüllte Teigtaschen mit Ricotta, Wildkräutern und Salzzitrone © Gerhard Pliem

Unsere Freunde haben sich beide für einen Wiener Tafelspitz (29 Euro) mit Wurzelgemüse, Bratkartoffeln, Schnittlauch und Apfelkren entschieden. Das Rindfleisch kommt im Suppentopf, ist zart und stellt die Genießer mehr als zufrieden.

Insgesamt hat man das Angebot auf das Wesentliche fokussiert: Fünf „Klassiker“, zwei Fischgerichte und zwei vegetarische Speisen stehen als Hauptgänge auf der Karte. Beim Wein setzt man auf Leistbares und weniger auf große Namen.

Höhepunkt: Dessert von der Valrhona Schokolade mit Kirschen und Joghurteis
Höhepunkt: Dessert von der Valrhona Schokolade mit Kirschen und Joghurteis © Gerhard Pliem

Ein besonderer Höhepunkt wird zu Schluss serviert: Das Dessert von der Valrhona Schokolade mit Kirschen und Joghurteis (12 Euro) lässt mit seiner zart knackigen Schokohülle und seinem herzzerschmelzenden, cremigen Innenleben süße Träume Wirklichkeit werden. Auch die hausgemachten Marillenknödel mit Haselnussbrösel und Vanilleeis munden bestens und schließen den wirklich sehr gelungenen, genussvollen Aufenthalt am See ab.