E-Zigaretten gelten gemeinhin als gesunde Alternative zu Zigaretten - doch harmlos sind sie nicht! Manfred Neuberger von der Abteilung für Umwelthygiene der MedUni Wien warnt auch vor E-Zigaretten, deren täglicher Konsum das Risiko eines Herzinfarktes verdopple.

In Österreich rauchen täglich 1,8 Millionen Menschen, wie die zuletzt 2014 durchgeführte Gesundheitsbefragung der Statistik Austria zeigt. Laut "Eurobarometer" liegt Österreich mit 33 Prozent Raucher an vierter Stelle innerhalb der Europäischen Union. 14.000 Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen des Tabakkonsums, wie das Gesundheitsministerium schätzt.

Seit Mai gilt in Österreich nach einer Novellierung des Nichtraucherschutzgesetzes ein Rauchverbot an öffentlichen Orten, ohne die Option für spezielle Raucherräume in Unterrichtsräumen und in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Für die Gastronomie besteht allerdings eine Ausnahmeregelung, nach der je nach Größe des Lokals getrennte Bereiche möglich sind, oder bei kleinen Lokalen eine Deklarierung als Raucher- oder Nichtraucherlokal zu erfolgen hat. Außerdem ist das Rauchen im Auto verboten, wenn sich Kinder oder Jugendliche darin befinden.

Risiko unterschätzt

Diese Novellierung war Anlass für den Internisten Neuberger auf die gesundheitlichen Risiken des Tabakrauchs hinzuweisen. Hinlänglich bekannt sei, dass viele Erkrankungen eine Folge des Rauchens von Zigaretten sein können, darunter auch im kardiovaskulären Bereich.

Jene der E-Zigaretten werde aber deutlich unterschätzt, so Neuberger: "Wir wissen heute, dass kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall auch bei oxidativem Stress durch E-Zigaretten zu erwarten sind. Das wird noch verstärkt durch Gefäßwirkungen, die das Nikotin verursacht."

Über die Spätfolgen der E-Zigarette gibt es widersprüchliche Aussagen von Forschern. Doch legen jüngste US-Studien den Schluss nahe, erläuterte Neuberger, dass regelmäßiger Konsum zu ähnlichen Störungen führt wie Tabakrauch. Es komme

  • zur Abnahme der Herzfrequenz­-Variabilität,
  • Versteifung und Reduktion der Erweiterbarkeit von Arterien,
  • erhöhter Blutgerinnung sowie
  • erhöhter Oxidation von Lipoproteinen.

Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht sich dadurch auf Dauer.

Doppeltes Risiko für Herzanfall

"Die tägliche Verwendung von E-Zigaretten verdoppelt das Risiko eines Herzanfalls, Tabakzigaretten verdreifachen das Risiko und die abwechselnde Verwendung von Tabak- und E-Zigaretten verfünffachen es", betonte Neuberger. Auch nikotinfreie E-Zigaretten bergen Risiken wie Entzündungsreaktionen der Atemwege und Epithelschädigung in Mund und Lunge, vermutlich durch Reizstoffe und freie Radikale im Aerosol. Problematisch sieht Neuberger vor allem Nikotin enthaltende E-Zigaretten, die den Einstieg in die Nikotinsucht erleichtern und den Ausstieg erschweren würden.

Mindestens ebenso gefährlich seien jene seit kurzem am Markt erhältlichen Tabakerhitzer, die sogenannten Heets. Hierbei wird echter Tabak erhitzt, aber nicht verbrannt. Es entstünden Stoffe, die das Erbgut verändern können und möglicherweise krebserregend wirken. Das Suchtpotenzial sei aufgrund der Menge an Nikotin vergleichbar mit dem von Zigaretten.

"Auch Personen, die unmittelbar neben 'Heet' rauchenden Menschen stehen, werden durch den sogenannten Dampf mit Nikotin sowie herz- und gefäßwirksamen Partikeln und mit Spuren krebsfördernder Stoffe belastet", warnte der Mediziner.

Völliger Rauchstopp

Rauchern könne man nur zum völligen Rauchstopp raten, damit ihre versteiften Arterien wieder an Elastizität gewinnen. Gegen starke Entzugserscheinungen kann ein vorübergehender Nikotinersatz helfen, aber nicht in Form von 'Heets' oder E-Zigaretten, sondern ein nach Arzneimittelgesetzen kontrolliertes Präparat aus der Apotheke, betonte Neuberger.