Die Erkältung scheint überstanden, man kann wieder schlucken, ohne dass es schmerzt, und durch die Nase kommt wieder Luft. Aber: Dieser Husten! Er scheint das Ende der Erkältung nicht mitbekommen zu haben und hält sich hartnäckig, obwohl man eigentlich wieder gesund ist. Was ist da los?, haben wir den Lungenexperten Horst Olschewski, Vorstand der Abteilung für Pulmonologie am LKH-Uniklinikum Graz, gefragt.
„Tatsächlich kann ein Infekt, der zunächst die oberen Atemwege betroffen hat, eine Etage tiefer wandern“, sagt Olschewski. Das bedeutet: Nach Nase und Rachen sind in einer „zweiten Runde“ der Erkältung auch die unteren Atemwege (Luftröhre, Bronchien) betroffen - das nennt man einen Etagenwechsel. „Es ist ganz typisch für Erkältungen, dass der Husten länger bleibt“, sagt Olschewski.
Acht Wochen
Auf die Frage, warum es zu diesem Etagenwechsel kommt, weiß die Medizin aber noch keine eindeutige Antwort: Man geht davon aus, dass die Entzündungszellen vor allem nachts über den Rachen in die Luftwege wandern - welcher Erreger dahintersteckt, ist aber nicht bekannt. „Häufig sind es Mischinfekte“, sagt Olschewski. Man fängt sich zuerst ein Virus ein, das die Erkältung auslöst, und auf den angegriffenen Schleimhäuten siedeln sich dann Bakterien an.
Was soll bei so einem Husten unternommen werden? „Die Faustregel ist: Tritt der Husten nach einer Erkältung auf, kann es bis zu acht Wochen dauern, bis der Husten weg ist“, sagt Olschewski. Sind diese acht Wochen überschritten, sollte man sich auf die Suche nach möglichen anderen Ursachen machen - das können viele sein.
Eine chronische Entzündung der Bronchien, die COPD, kann eine Ursache sein: Diese unheilbare Krankheit, die oft als Raucherhusten abgetan wird, ist mittlerweile die dritthäufigste Todesursache weltweit, in Österreich sind 800.000 Menschen betroffen.
Hilft ein Antibiotikum?
„Auch eine Reflux-Erkrankung, wobei Magensäure in die Speiseröhre fließt, kann den Husten auslösen“, sagt Olschewski. Und: Anhaltender Husten könne auch ein Anzeichen für einen Tumor in der Lunge sein. „Bleibt der Husten bestehen, muss man sich auf eine gründliche Ursachensuche machen“, sagt Olschewski.
„Ich nehme ein Antibiotikum, dann wird's schon weggehen“. So wollen viele Patienten dem Problem beikommen - das ist aber gefährlich und bringt nichts. Länder, die so freigiebig mit Antibiotika umgehen, bezahlen jetzt den Preis dafür - in Form von resistenten Keimen, gegen die Antibiotika nichts mehr helfen. „Studien haben auch gezeigt, dass ein Antibiotikum bei einem Schnupfen mit anschließendem Husten nichts bringt“, sagt Olschewski.
Hausmittel helfen
Besser auf Hausmittel setzen: Inhalationen regen die Durchblutung der Schleimhäute an. Zu Hustenblockern hingegen sollte man nur greifen, wenn der Husten den Schlaf stört. Sonst unterdrücken Hustenblocker den natürlichen Reinigungsprozess der Lunge - denn der Husten ist ja dazu da, Keime loszuwerden.