Probieren Sie es ruhig aus: So beweglich wie die Schulter ist kein anderes Gelenk im Körper. Man geht sogar davon aus, dass das Schultergelenk ein wichtiger Grundstein für die Evolution des Menschen war: Mit der beweglichen Schulter konnten Speere auf Jagdtiere geworfen werden - und so verschafften sich frühe Vorfahren einen Überlebensvorteil.
Diese Beweglichkeit ist der Anatomie geschuldet: Ein großer Oberarmkopf trifft auf eine sehr flache Gelenkpfanne - und das bringt auch Nachteile mit sich. „Wenn einer der Faktoren, die das Schultergelenk in Position halten, nicht mehr richtig funktioniert, hat man schnell ein Problem“, erklärt Georg Lajtai, Schulterspezialist an der Privatklinik Maria Hilf in Klagenfurt.
Gefrorene Schulter
Die schmerzhafteste Problematik an der Schulter ist die sogenannte „frozen shoulder“: Der Name beschreibt das Krankheitsbild treffend, „friert“ die Schulter doch tatsächlich ein und versteift sich. Der Teufelskreis beginnt damit, dass Schmerzen in der Schulter auftreten, nach einer Verletzung, durch eine Entzündung oder auch plötzlich ohne ersichtlichen Grund.
Der Schmerz führt dazu, dass die Schulter nicht mehr richtig bewegt wird, dadurch versteifen die elastischen Fasern rund um die Gelenkskapsel. Die Folge: schlimme Schmerzen. „Betroffene, meist sind es Frauen um die 50, leiden wirklich sehr“, sagt Lajtai.
Langwierige Therapie
Eine weitere schlechte Nachricht: Die Therapie ist sehr langwierig. Durch Physiotherapie wird die Schulter wieder aufgedehnt - das kann von einem Jahr bis zu 48 Monaten dauern, wissen die Experten. Bringt diese konservative Therapie keinen Erfolg, bleibt nur die Operation. Bei dieser Arthroskopie werden Verwachsungen entfernt und das Gelenk „gesäubert“. Damit es gar nicht erst zum Teufelskreis kommt, der zur „frozen shoulder“ führt, rät Gerald Gruber, Leiter der Sektion Sportorthopädie und Gelenkchirurgie für Knie und Schulter am LKH-Uniklinikum Graz: „Einen Schulterschmerz sollte man nie übergehen, sondern immer abklären lassen.“