1. Warum gilt das Glaukom als „tückische“ Augenerkrankung?
„Das Glaukom macht erstaunlich wenige Symptome, die man selbst bemerkt“, sagt Georg Mossböck, Augenfacharzt an der LKH-Uniklinik Graz. Den erhöhten Augeninnendruck spüren Betroffene nicht, die ersten Sehstörungen treten erst spät im Verlauf der Krankheit auf. „Wenn es zu Problemen beim Sehen kommt, ist meist schon großer Schaden angerichtet“, sagt Mossböck. Dieser „stille“ Verlauf führt dazu, dass etwa 60 Prozent der Menschen, die an einem Glaukom leiden, nichts von ihrer Krankheit wissen.
2. Was passiert bei dieser Erkrankung im Auge?
Das Glaukom ist eine schwere Erkrankung des Sehnervs: Die Nervenzellen sterben ab, dadurch kommt es zu Ausfällen im Gesichtsfeld, was unbehandelt zum völligen Erblinden führen kann. Ein Risikofaktor ist ein erhöhter Augendruck, der entsteht, wenn das Wasser im Auge nicht richtig abfließt. Die erbliche Vorbelastung spielt laut Mossböck eine große Rolle: „Gibt es Fälle von Glaukom in der Familie, ist das eigene Risiko zehnfach erhöht.“ Das Glaukom ist eine Erkrankung des Alters: Ab dem 50. Lebensjahr verdoppelt sich das Risiko alle zehn Jahre.
3. Warum soll man nicht mehr „grüner Star“ sagen?
Die Bezeichnung grüner Star ist falsch, weil ein „Star“ eine Linsentrübung bezeichnet – das Glaukom ist aber eine Erkrankung des Sehnervs! Außerdem kommt es durch die falsche Bezeichnung zur gefährlichen Verharmlosung: „Das Glaukom wird mit dem ,harmlosen‘ grauen Star verwechselt“, sagt Augenfacharzt Christoph Faschinger. Doch während der graue Star von Betroffenen leicht bemerkt und durch eine Operation gut behoben werden kann, sei das Glaukom viel gefährlicher. Es führe unbemerkt zur Erblindung.
4. Wie kann man vorsorgen?
„Das wichtigste beim Glaukom ist die Früherkennung“, sagt Mossböck. Daher sollte jeder ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zum Augenarzt gehen. Mit einer modernen Untersuchungsmethode, kurz OCT genannt, kann der Zustand der Nervenfasern schmerzfrei gemessen werden. Außerdem wird auch der Augendruck bestimmt, aber: „Etwa ein Drittel der Patienten leidet an einem Glaukom ohne erhöhten Augendruck“, sagt Mossböck. Die OCT-Untersuchung sei deshalb wichtig.
5. Wie wird das Glaukom behandelt?
Ziel der Therapie ist es, die Krankheit zu stoppen und das Sehvermögen zu erhalten. „Beim Großteil der Patienten gelingt das durch den Einsatz von Augentropfen“, sagt Mossböck. Diese senken den Augeninnendruck. Ist diese Therapie nicht ausreichend oder gelingt das Eintropfen aufgrund von Erkrankungen im Alter nicht mehr, kann operativ eingegriffen werden. Bei einem minimal-invasiven Eingriff wird ein Stent eingesetzt, durch den Augenwasser abfließt. Auch eine Laserbehandlung ist möglich.
6. Welche Konsequenzen hat die Krankheit?
„Wird das Glaukom rechtzeitig behandelt, kann man gut damit leben“, sagt Mossböck. Schreitet die Krankheit aber fort, wird das Gesichtsfeld immer kleiner, es kommt zum Tunnelblick. Dadurch steigt die Sturzgefahr und der Alltag kann nicht mehr ohne Hilfe bewältigt werden.
Sonja Saurugger