Wenn Wien nicht wäre, wäre Graz wohl das absolute Mekka des Swings in Mitteleuropa. Denn es swingt überall in der Stadt. Tanzschulen spezialisieren sich auf den Tanz aus den 1930er-Jahren und seine „Verwandten“: Charlston, Jive, Lindy Hop, Boogie und Twist. Frauen tragen Tellerröcke und Männer Schiebermützen und Hosenträger und können in diesen Klamotten gar nicht anders als frech, charmant und galant sein. Tanzevents boomen, ebenso wie Boutiquen, die das passende Outfit liefern.

Langsam zeigt sich: Swing ist mehr als ein kurzlebiger Retro-Trend. Denn die Leute, die swingen, wissen was sie tun. „Swing hat etwas ganz Spezielles“, sagt auch Felice Gallé, Geschäftsführerin des Frauengesundheits­zentrums. „Was nach Ballsaal und Big Band, Ginger Rogers und Fred Astair, Lebenslust und Stil klingt, ist mehr als eine Musikrichtung. Für echte Swing-Cats geht es um ein Lebensgefühl, eine Haltung“, erzählt sie, die das Swingtanzen für Frauen in Kooperation mit dem Verein The Lindy Cats auch ins Programm aufgenommen hat.

„Swing war Widerstand gegen Uniformierung und Volkstümelei und konnte einen im Nationalsozialismus die Freiheit kosten. Es war ein Akt der Provokation, statt Volksmusik Jazz zu hören oder im Swing gegen den Gleichschritt anzutanzen.“

Grenzen überschreiten. Swing trägt die Grenzüberschreitung also in sich – auch die der Geschlechterrollen. Swingtänze geben keine Schritte für die Dame und den Herren vor. Es gibt einzig: Leader und Follower. Die Rollen sind frei zu wählen, beide erlauben auch viel Improvisation. „Auf alten Fotos sieht man oft Frauen mit Frauen tanzen. Das taten sie nicht nur, weil die Männer im Krieg waren.“ Schon in 1930er-Jahren war in den USA ein männliches Tanzpaar äußerst erfolgreich. „Zu Swingmusik kann man außerdem wunderbar alleine und in der Gruppe tanzen. Aus all diesen Gründen passt Swing ins Frauengesundheitszentrum. Gesundheitsförderung vom Feinsten, wie wir finden!“

Swing dein Work-out! Wer bei den unzähligen Workshops der Lindy Cats vorbeischaut oder einen Blick ins Swing-Café wirft, der sieht: some like ist hot – und das sind gar nicht so wenige! Und sie sind auch nicht alle jung. Swing ist einfach fröhlich, witzig und spritzig und hat rein positive Energie. Er macht sogar der Depression Beine. Swing ist Lebenslust pur für Arme. Und für Beine. Und alle anderen Körper­teile. Ein Fitnesstraining, effektiver als jede „Kraftkammer“. Weil ­Tanzen nicht nur high macht, ­sondern auch koordinations­stark und trittsicher. Mehr Infos:
www.frauengesundheitszentrum.eu