"Keine adäquate Zahnbehandlung, Grund: HIV+" oder "Kein Massageangebot, Grund: HIV+": Vorfälle wie diese erleben HIV-positive Menschen immer wieder. Gründe, die diese Schlechterbehandlung legitimieren würden, gibt es nicht.

"Eine der Hauptursachen von Diskriminierung sind sicher mangelndes Wissen und die daraus resultierende Unsicherheit", sagt Manfred Rupp von der Aids-Hilfe Steiermark zum Anlass des heutigen "Zero Discrimination Day", bei dem das Ziel verfolgt wird, gegen jegliche Formen der Diskriminierung vorzugehen. 

Zero Discrimination? Die Realität sieht (noch) anders aus

Von "Null Diskriminierung" sei man im Umgang mit HIV-positiven Menschen tatsächlich aber noch weit entfernt, so Rupp. Ein Großteil der von HIV-positiven Menschen gemeldeten Diskriminierungen stammt aus dem Gesundheitsbereich (mehr als 65 Prozent). Die Rede ist von verweigerten Behandlungen, abwertenden Kommentaren oder Verletzungen des Datenschutzes. Im Privat- und Freizeitbereich ereignen sich weitere 17 Prozent der Benachteiligungen, Schlechterbehandlungen im Job machen mehr als 8 Prozent der Meldungen aus.

Dabei gibt es keinen Grund, sich HIV-positiven Menschen gegenüber anders zu verhalten. "Eine erfolgreiche HIV-Therapie bedeutet heutzutage, dass aus medizinischer Sicht jede berufliche Tätigkeit möglich ist und eine Ansteckung über Sexualkontakte ausgeschlossen werden kann", so Rupp. "In alltäglichen sozialen Kontakten ist HIV sowieso nie übertragbar."

Wie man mit HIV-positiven Menschen umgehen sollte: "Dos" und "Dont's"

Mit Diskriminierungen hat auch Michael Hofbauer Erfahrungen machen müssen. Der 23-Jährige ist HIV-positiv. Er geht offen mit seiner Infektion um. Dass viele Menschen aus Unwissenheit im Umgang mit HIV-positiven Menschen unsicher sind oder nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, kann er nachvollziehen. Wofür er kein Verständnis hat:

  • Vorverurteilungen: Sich mit HIV anzustecken, ist über unterschiedliche Wege möglich. "Ich möchte nicht einen Stempel auf die Stirn gedrückt bekommen, wenn jemand meine Geschichte nicht kennt", so Hofbauer. Selbst wenn sich eine Person über einen Weg angesteckt habe, den eine andere Person moralisch verwerflich oder nicht okay findet, gebe das keinem das Recht, HIV-positive Menschen deswegen zu verurteilen. "Glaub mir, niemand wünscht sich, von solch einer Infektion betroffen zu sein."
  • Auf die Krankheit reduziert werden: "Nur, weil wir HIV-positiv sind, bedeutet das nicht, dass wir keine fühlenden Wesen sind. Wir möchten nicht auf die Infektion reduziert werden." 

Im Umgang mit HIV-positiven Menschen rät er dazu:

  • Im Alltag keine Berührungsängste zu haben: Das HI-Virus ist relativ schwer übertragbar, die Viren müssen in ausreichender Menge in den Körper gelangen – zum Beispiel beim ungeschützten Sex. Bei normalen Alltagstätigkeiten kann das Virus hingegen nicht übertragen werden. "Man sollte also keine Scheu davor haben, HIV-positive Menschen zu berühren. Wir stellen keine Gefahr dar", erklärt Hofbauer. Würden Mitmenschen plötzlich abweisend werden oder körperlich Abstand halten, könne das für Betroffene sehr verletzend sein. "Man sollte darauf achten, Betroffenen zu zeigen, dass man keine Angst vor ihnen hat."

  • Diskretion zu wahren: Wenn einem jemand von seiner HIV-Infektion erzählt, appelliert der 23-Jährige dazu, diese Information auf jeden Fall für sich zu behalten. Besonders dann, wenn die Person nicht offen mit ihrer Infektion lebt und man nicht explizit das Okay von ihr bekommen hat, darüber zu sprechen.
Michael Hofbauer (23) ist HIV-positiv. Mit seiner Diagnose geht er offen um, er ist eines der Gesichter der #positivarbeiten-Kampagne
Michael Hofbauer (23) ist HIV-positiv. Mit seiner Diagnose geht er offen um, er ist eines der Gesichter der #positivarbeiten-Kampagne © Harald Klemm

"Zero Discrimination Day"

Um der Diskriminierung HIV-positiver Menschen ein Ende zu bereiten, ruft die Aids-Hilfe Steiermark Betroffene dringend dazu auf, etwaige Diskriminierungen aufgrund einer HIV-Infektion unbedingt zu melden (zum Beispiel über die Angestellten der Aids-Hilfe in der jeweiligen Stadt oder online über die Website der Aids-Hilfe Wien). Vorfälle melden kann man auch als Nichtbetroffener, wenn einem über Diskriminierung im Zusammenhang mit HIV berichtet wurde.

Alle Meldungen werden vertraulich behandelt und sind auch anonym möglich. Bei persönlichen Beratungen wird psychologische Unterstützung angeboten, eine gemeinsame Vorgehensweise erarbeitet und im Bedarfsfall an weitere Stellen vermittelt. "Wir ermutigen Menschen, die Diskriminierung erfahren, diese zu melden, denn nur so können wir unterstützen", sagt Rupp.