Über den Nachweis eines neuen Gonokokken-Stammes in Österreich berichtet ein Forschungsteam um Sonja Pleininger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Der Abkömmling des Neisseria-gonorrhoeae-Erregers, der Gonorrhoe – umgangssprachlich "Tripper" – verursacht, wurde im April bei einem Reiserückkehrer aus Kambodscha nachgewiesen und erwies sich als vielfältig resistent. Vor allem in Südostasien sollte die Situation nun besser überwacht werden.

Eine Gonokokken-Infektion kann bei Frauen durchaus milde oder sogar symptomlos verlaufen. Bei Männern kommt es in der Regel zum Brennen beim Harnlassen und zum Ausfluss von eitrigem Sekret aus der Harnröhre, ein asymptomatischer Verlauf ist sehr selten. Wird die hierzulande zweithäufigste sexuell übertragbare, durch Bakterien verursachte Erkrankung nicht behandelt, kann sie sich laut AGES-Angaben ausbreiten und Gelenkentzündungen, Veränderungen der Haut oder in selteneren Fällen zu Herzklappen- bzw. Hirnhautentzündungen führen.

Keine Impfung vorhanden 

Für die Erkrankung besteht hierzulande eine beschränkte Meldepflicht, was bedeutet, dass eine Meldung nur erfolgen muss, wenn eine Weiterverbreitung zu befürchten ist. Gegen Gonokokken gibt es keine Impfung, gleichzeitig erweist sich der Erreger als wandelbar. Mittlerweile ist er gegen eine Vielzahl an lange erfolgreich gegen ihn eingesetzte Medikamente resistent.

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Der nun in der Arbeit von der an der Nationalen Referenzzentrale für Gonokokken der AGES tätigen Pleininger und Kollegen beschriebene Stamm sei erst der zweite weltweit, der Resistenzen gegen beide gängige Medikamente und einige weitere einschlägige Präparate aufweist. Aufgetaucht ist die Bakterien-Variante bei einem Mann, der fünf Tage vor Beginn der Symptome in Kambodscha ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer Prostituierten hatte. Auch nach der Therapie war der Erreger zumindest in einer Harnprobe noch nachweisbar, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Eurosurveillance".

Was Schutz bieten kann 

Da auch der erste derart umfassend resistente N.-gonorrhoeae-Stamm – es handelte sich um Fälle in Großbritannien und Australien im Jahr 2018 – Verbindungen nach Südostasien aufwies, sollten die Überwachungssysteme vor allem in Asien hochgefahren werden. Wenn jetzt neue Abkömmlinge kursieren, die möglicherweise gegen alle verfügbaren Therapieoptionen besser geschützt sind, seien diese als größere Gefahr für die öffentliche Gesundheit anzusehen. Dieser Gefahr sollte mit der Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr, möglichst raschen Diagnosen und leicht zugänglichen, wirksamen sowie günstigen Behandlungen, Kontaktnachverfolgung bzw. einem Impfstoff begegnet werden, so die Wissenschaftler.