Immer mehr Fälle der Affenpocken werden in immer mehr Ländern registriert. Großbritannien, Spanien und Portugal haben ebenso Fälle gemeldet wie auch USA, Belgien oder Frankreich. In Österreich wurde bisher noch kein Fall nachgewiesen, gab das Gesundheitsministerium am Donnerstag bekannt. Man befinde sich "in einem intensiven internationalen Austausch und evaluiert die Lage weiterhin laufend", lautet es aus dem Ministerium. Derzeit wird die Umsetzung der Meldepflicht der Affenpocken geprüft.

In Kanada untersuchen Gesundheitsbehörden laut örtlichen Medien rund ein Dutzend Verdachtsfälle. Ergebnisse würden in den kommenden Tagen erwartet. Über einen bestätigten Fall in der Provinz Quebec seien die Behörden informiert worden, berichtete der kanadische Rundfunksender CBC am Mittwochabend (Ortszeit) unter Berufung auf das dortige Gesundheitsministerium. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

In Portugal schrieb die Zeitung "Público" von etwa 20 Infizierten. Bei der Mehrheit der bisher bekanntgewordenen Fälle sind Männer betroffen, die Sexualkontakte zu anderen Männern hatten.

Ein Fall wurde auch aus Italien gemeldet: Die Nachrichtenagentur Ansa meldete, dass es sich bei dem Infizierten um einen Mann handle, der von einer Reise auf die Kanarischen Inseln zurückkam und in Rom in ein Krankenhaus ging. Dort sei er isoliert worden.

Auch in Schweden wurde am Donnerstag ein Fall registriert. Wie die schwedische Gesundheitsbehörde mitteilte, ist eine Person im Großraum Stockholm infiziert. "Die mit dem Virus infizierte Person in Schweden ist nicht ernsthaft krank, aber in Behandlung", sagte Infektionsmedizinerin Klara Sondén laut der Mitteilung. "Wir wissen noch nicht, wo sich die Person angesteckt hat. Die Ermittlungen dazu laufen."

Bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen wachsam sein

Normalerweise werden Affenpocken über die Luft übertragen. In einigen der kürzlich aufgetauchten Fälle aber gingen die Experten von einer Infektion durch Flüssigkeiten aus, weil es sich bei den Patienten um homosexuelle Männer handelt. Angesichts der Fälle in Großbritannien hatte das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt bereits Ärzte in Deutschland für die Virusinfektion sensibilisiert.

In dem vom RKI veröffentlichten Beitrag heißt es, Affenpocken sollten auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete gereist seien. Affenpocken waren bisher vor allem aus einigen Regionen Afrikas bekannt. Männer, die Sex mit Männern haben, sollten laut RKI bei ungewöhnlichen Hautveränderungen "unverzüglich eine medizinische Versorgung aufsuchen".

In Großbritannien hatte sich die Zahl der erfassten Fälle der seltenen Erkrankung nach Angaben der Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) auf neun erhöht. Teils sei unklar, wo sich Betroffene angesteckt haben. Bei vier jüngst gemeldeten Fällen handele es sich um Männer, die sexuellen Kontakt mit anderen Männern hatten. Sie sollen sich in London angesteckt haben. Die erste Infektion, die Anfang Mai in Großbritannien bekannt geworden war, soll hingegen auf eine Ansteckung in Nigeria zurückgehen. Daraufhin hatten britische Experten betont, dass die Affenpocken nicht leicht von Mensch zu Mensch übertragen würden und dass das Risiko für die Allgemeinbevölkerung sehr gering sei.

Erreger könnte in Nagetieren zirkulieren

Fachleute vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen gelten als sogenannte Fehlwirte. "Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden", heißt es im RKI-Bericht. Übertragungen von Mensch zu Mensch durch Kontakte mit Körperflüssigkeiten oder Krusten seien mit Infektionsketten von bis zu sechs Menschen beschrieben. "Auch die sexuelle Übertragung von Pockenviren ist möglich", hieß es.

In einem Fachartikel von 2019 hielten drei RKI-Mitarbeiter fest: "Außerhalb von Afrika wurden Affenpocken bei Menschen lediglich dreimal identifiziert: im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich und Israel". Die meisten Menschen – über 30 Fälle wurden erfasst – steckten sich demnach in mehreren US-Bundesstaaten an. In die USA sei das Virus mit dem Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschleppt worden. Die Betroffenen sollen sich nicht direkt bei diesen Tieren angesteckt haben, sondern durch Kontakt zu Präriehunden, die vor ihrem Weiterverkauf in der Nähe der ghanaischen Tiere gehalten worden waren.

Lokale Ausbrüche immer wieder in afrikanischen Ländern

Die Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union (Africa CDC) berichtete über mehrere lokale Ausbrüche während der Pandemie. Sie hätten jedoch kaum für Aufsehen gesorgt und seien zudem unter Kontrolle. Betroffen waren demnach vor allem Nigeria, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo sowie die Zentralafrikanische Republik, so Ahmed Ogwell, der amtierende Leiter der Africa CDC.

"In Afrika trat es vor allem bei Gemeinden auf, die an den Rändern von Waldgegenden existieren", sagte Ogwell. Da die Fälle relativ schnell unter Kontrolle gewesen seien, hätten sie international kaum für Aufsehen gesorgt. Besorgniserregend sei nun aber die Frage, wie sich die Krankheit von diesen entlegenen Regionen verbreiten konnte.