Wie läuft eine Panikattacke ab?
Herzrasen, Schwitzen, Zittern und Atembeschleunigung: Eine Panikattacke ist ein Zustand, der plötzlich eintritt. Welche Symptome auftreten, ist individuell verschieden. Der Betroffene empfindet die Situation in jedem Fall als lebensbedrohlich. Ein offensichtlicher Grund für das Gefühl der Lebensbedrohung ist aber nicht vorhanden. Meist liegt unterbewusst eine psychische Belastung, wie Dauerstress oder Überforderung, vor. Die Attacke erreicht innerhalb von vier bis zehn Minuten ihren Höhepunkt. Nach rund 30 Minuten klingt sie wieder ab.
Was passiert während einer Panikattacke im Körper?
Der Körper reagiert bei einer Panikattacke wie in einer lebensbedrohlichen Situation. Das Alarmsystem im Gehirn signalisiert Gefahr, der Sympathikus wird maximal aktiviert. Das gibt dem Körper das Signal, sich in Kampf- oder Fluchtstellung zu bringen. Es erfolgt eine „Bereitstellungsreaktion“. Adrenalin wird ausgeschüttet, Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt. Damit die Muskeln für Kampf oder Flucht mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden, wird schneller geatmet. „Wir sehen eigentlich einen Zustand, wie er in der Steinzeit war, wenn man einem Säbelzahntiger gegenüberstand “, erklärt Eva Tröbinger. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie. Einen bewussten Auslöser, wie den vermeintlichen Säbelzahntiger, gibt es aber nicht. Der Grund ist für den Betroffenen nicht greifbar.
Ab wann spricht man von einer Panikstörung?
40 Prozent der Menschen haben im Laufe ihres Lebens eine Panikattacke. Ein einzelner Vorfall macht noch keine Erkrankung. Um von einer Panikstörung sprechen zu können, müssen Panikattacken eine gewisse Häufigkeit und Regelmäßigkeit haben. Wenn jemand nur eine Attacke hat oder alle paar Jahre einen einzelnen Vorfall erlebt, handelt es sich um keine Panikstörung. Sind eine Regelmäßigkeit und vor allem eine damit einhergehende Beeinträchtigung vorhanden, sollte man sich in Behandlung begeben.
Woran liegt es, dass Menschen, die bereits eine Panikattacke erlebt haben, anfälliger für weitere Attacken sind?
Eine Panikattacke ist ein so schlimmes Erleben, dass man ein weiteres Auftreten auf jeden Fall verhindern möchte. Daher ist es eine völlig normale Reaktion, dass man eine spezielle Wahrnehmung entwickelt. Das heißt, man ist beispielsweise sofort in Alarmbereitschaft, wenn man merkt, dass das Herz schneller zu schlagen beginnt. Grundsätzlich kann eine ansteigende Herzrate aber viele Gründe haben. Durch die Angst vor der Panik reagiert man wiederum mit erhöhter Adrenalinausschüttung auf die erhöhte Herzrate. Die Adrenalinausschüttung macht das tatsächliche Auftreten einer Panikattacke wahrscheinlicher. „Je häufiger man Panikattacken erlebt hat, desto mehr Angst hat man davor. Das ist ein Teufelskreis, den man durchbrechen muss“, sagt Tröbinger. Darum sei es wichtig, einen Umgang mit den Panikattacken zu finden.
Wie sieht die Behandlung aus?
„Wer denkt, regelmäßig an Panikattacken zu leiden, sollte einen Arzt aufsuchen“, meint Tröbinger. Denn erst müssen körperliche Leiden ausgeschlossen werden. Die Symptome einer Panikattacke sind dieselben wie beispielsweise bei diversen Herz- oder Hormonerkrankungen. Daher gehört dringend abgeklärt, ob eine körperliche Erkrankung vorliegt. Erst wenn feststeht, dass es keinen körperlichen Grund für die Beschwerden gibt, kann eine Panikstörung diagnostiziert werden. Dann wird mit einem Mediziner oder Therapeuten das weitere Vorgehen überlegt. Bei besonders schweren Fällen kann die richtige Medikation helfen. Meist wird aber versucht, Strategien zu finden, wie man reagieren kann, wenn Panik auftritt. Das Ziel: Man versucht, aus dem Kreislauf der Kampf-oder-Flucht-Reaktion auszubrechen. Damit wird man sich der eigenen Handlungsfähigkeit bewusst und besiegt das Gefühl, hilflos ausgeliefert zu sein. Beispiele für Strategien finden Sie in den Infokästen.
Wie sollte man reagieren, wenn jemand anders eine Panikattacke hat?
Zuerst sollte man abklären, ob es sich tatsächlich um eine Panikattacke handelt. Ist es unklar, ob es rein körperliche Beschwerden sind, sollte die Rettung oder ein Arzt gerufen werden. „Wenn man sich sicher ist, dass es sich dabei um eine Panikattacke handelt – beispielsweise, weil man weiß, dass die betroffene Person öfter darunter leidet –, gilt es vor allem zu beruhigen“, erklärt Expertin Tröbinger. Das kann auf viele Arten passieren, wie durch gemeinsames ruhiges Atmen, Bewegung oder ein kaltes Glas Wasser. Am besten ist es, die Person selbst zu fragen, was ihr in dieser Situation guttun würde.