Die Stirn ist heiß, die Augen glasig, die kleinen Hände glühen – das Kind hat Fieber. Eltern kennen diese ersten Anzeichen dafür, dass eine Erkrankung im Anmarsch ist. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Fieber selbst keine Krankheit ist, sondern eine wichtige Schutzreaktion des Körpers gegen Infektionen. Die erhöhte Temperatur zeigt an, dass der Körper seine Abwehrkräfte mobilisiert und gegen Viren und Bakterien ankämpft, die sich bei höherer Körpertemperatur schlechter vermehren können. Wenn ein Kind fiebert, ist das also prinzipiell gut, das Immunsystem ist aktiv. Steigt das Fieber jedoch, kann es gefährlich werden.

Hohes Risiko in ersten drei Lebensmonaten

Wann muss man nun mit dem fiebernden Kind zum Arzt? Werner Zenz, Kinderarzt an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz, nennt folgende Richtwerte: „Von besorgniserregendem Fieber spricht man bei Kindern in den ersten drei Lebensmonaten ab 38 Grad, vom dritten bis zum 36. Lebensmonat ab 39 Grad und bei älteren Kindern ab 39,5 Grad.“

Besonders bei Babys in den ersten drei Lebensmonaten ist der Gang zum Kinderarzt ab einer Körpertemperatur von 38 Grad unbedingt notwendig. „In diesem Alter erkranken Kinder wesentlich häufiger an gefährlichen bakteriellen Infekten als in späteren Lebensmonaten. Daher gilt es, das schnell abzuklären“, weiß Zenz.

Auch angeborene Krankheiten möglich

Jörg Jahnel, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee, ergänzt: „Wenn ein Kind in den ersten Lebensmonaten fiebert, kann neben einer erworbenen infektiösen Ursache auch eine angeborene Erkrankung dahinterstecken, etwa Fehlbildungen der ableitenden Harnwege.“ Nach den ersten Lebensmonaten ist Fieber häufig ein Anzeichen einer harmloseren viralen Infektion, die nicht mit Antibiotika behandelt werden muss. „90 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren wurden zumindest einmal wegen Fieber bei einem niedergelassenen Kinderarzt vorstellig, nur 0,1 Prozent dieser Kinder hatten eine schwere bakterielle Infektion“, sagt Werner Zenz.

Am genauesten kann die Körpertemperatur rektal, also im Popo gemessen werden, was viele Kinder aber verweigern. Eine gute Alternative ist ein hochwertiges Infrarot-Thermometer, mit dem die Temperatur im Ohr gemessen wird. Jörg Jahnel rät, die Temperatur nicht nur mit der Hand zu „erfühlen“ und zu schätzen, sondern immer mit einem Thermometer zu messen: „Nur mit einem Thermometer kann man das Fieber objektivieren und die richtigen Maßnahmen ergreifen.“

Werner Zenz ergänzt: „Noch wichtiger als der Blick auf das Fieberthermometer ist der Allgemeinzustand des Kindes. Wir haben hier ein Ampelsystem zur Erhebung des Risikos für schwerwiegende Erkrankungen, an dem sich Eltern orientieren können: Grün bedeutet ein geringes Risiko, dem Kind geht es trotz Fieber gut, es wirkt zufrieden, ist wach oder leicht erweckbar und reagiert normal. Gelb bedeutet mittleres Risiko und zeigt sich durch Anzeichen wie eingeschränkte Aktivität oder wenn das Kind nicht lacht. Hohes Risiko herrscht bei roten Anzeichen wie schwachem, schrillem oder lang anhaltendem Schreien und wenn das Kind nur schwer oder gar nicht wachzuhalten ist und krank wirkt. Bei Gelb und Rot bitte nicht warten, sondern gleich zum Kinderarzt oder auf die Kinderklinik fahren“, betont Zenz. „Je ruhiger ein Kind ist, desto gefährlicher“, weiß auch Experte Jahnel. Zum Arzt sollte man außerdem, wenn ein Kind zwar relativ fit wirkt, aber länger als drei Tage Fieber hat.

Viel trinken, Wadenwickel

Und was kann man selbst tun? „Darauf achten, dass das Kind viel trinkt. Wadenwickel können auch helfen, das Fieber zu senken. Wenn das Kind hoch fiebert, kann man außerdem fiebersenkende Zäpfchen oder Säfte geben, die Ursache sollte man aber auf jeden Fall ärztlich abklären lassen“, rät Zenz. Denn: Ein Abfiebern, nachdem ein Kind fiebersenkende Medikamente genommen hat, schließt eine schwere bakterielle Infektion nicht aus.

Auch Jörg Jahnel empfiehlt Eltern, Fieber zu senken: „Bis etwa zum sechsten Lebensjahr besteht die Gefahr von Fieberkrämpfen. Sollte das fiebersenkende Mittel nicht wirken, kann man noch ein zweites ausprobieren. Wenn auch dieses keine Wirkung zeigt, also das Fieber sich für mindestens drei Stunden nicht gänzlich senken lässt, muss man zum Kinderarzt!“