Im mittlerweile zweiten Expertenhearing zur Behandlung des "Don't smoke"-Volksbegehrens im Gesundheitsausschuss des Nationalrats haben sich am Dienstag beinahe alle Fachleute für ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie ausgesprochen. Aufhören ließen die Ausführungen des Technikers Peter Tappler, wonach eine Trennung der Raucher- und Nichtraucherbereiche zumeist nicht funktioniert.

Dies habe sich bereits 2013 bei einer Erhebung in Wien-Neubau gezeigt, als bei 50 Prozent der Mischbetriebe die Türe offen stand. Nur ein einziges Lokal habe alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt. Aber auch 2018 waren bei einer ähnlichen Studie die Ergebnisse kaum besser. Zudem findet der Feinstaub, auch wenn die Türen geschlossen sind, seinen Weg in die Nichtraucherbereiche, kritisierte der bekennende Raucher. "Und da wundere ich mich, dass jemand die Chuzpe hat, zu behaupten, dass dieses Gesetz funktioniert."

Der Umbau eines bestehenden Lokals in Raucher- und Nichtraucherbereich, ohne dass die Schadstoffe in den Nichtraucherbereich gelangen, wäre wie der Versuch, einen VW Käfer auf Euro 5 oder 6 zu bringen. "Es geht, aber es ist wahnsinnig teuer", meinte Tappler. Wer keinen Passivrauch abbekommen möchte, der sollte keinen Mischbetrieb besuchen, "außer das Lokal von Heinz Pollischansky in Wien-Währing", das bei einer Untersuchung tadellos abgeschnitten habe.

Regierung lud Gastronom als Experte

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Dieser Gastronom war zum Ärger der Opposition von der Regierung als Experte geladen worden. Er wies darauf hin, dass von seinen 174 Mitarbeitern nur acht auf Nikotin verzichten. "Wenn die übrigen nicht mehr rauchen dürften, hätten viele schon die Branche gewechselt", so der Szene-Wirt. Und sollten die Raucher unter den Gästen gezwungen sein, vor den Lokalen ihrer Sucht zu frönen, wären die Anrainer durch den Lärm beeinträchtigt und hätten dadurch ein gesundheitliches Problem.

Die Medizinerin Martina Pötschke-Langer aus Berlin verwies neben dem giftigen Zigarettenrauch auf den "kalten Rauch", der sich auf allen möglichen Oberflächen festsetzen und später lange Zeit in die Luft diffundieren würde. Wer in der Rauch-Gastronomie arbeitet, müsste eigentlich Atemschutzmasken tragen und es müsste ein Arbeitsverbot für Schwangere und jüngere Menschen geben. Österreich sei zudem durch die Ratifizierung eines WHO-Abkommens verpflichtet, den Schutz vor Passivrauchen zu gewährleisten.

Diesem Abkommen hat nach den Worten von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner Schwarz-Blau 1 zugestimmt. Dies müsse man nun in nationales Recht umsetzen, meinte die Politikerin in der Fragerunde an die Experten. Sie appellierte an die Regierung, die fast 900.000 Unterschriften für Don't smoke nicht zu ignorieren. Beeindruckt zeigte sie sich von den Stellungnahmen zweier Jugendlicher, die zuvor als Experten gehört worden waren. Darunter eine 17-Jährige, die in ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit das Rauchverhalten 15-jähriger Österreicher mit jenen in Australien verglichen hatte. Hierzulande könnte man sich mit seinen Freunden nirgendwo treffen, wo man nicht Zigarettenrauch ausgesetzt sei. Einzige Alternative: soziale Vereinsamung.